SAP-Mitarbeiter und Maifeier Heidelberg

Die Neuen 2006

01.05.2006 Plötzlich war BLAU im ROT

Bei der diesjährigen Kundgebung zum 1. Mai in Heidelberg war das für den Tag der Arbeit erwartete gesellschaftliche Spektrum anwesend. Viele Gewerkschaften, Parteien und andere Gruppen hatten Stände auf dem Marktplatz aufgebaut. Information und Feiern stand auf der Tagesordnung. Die dominierende Farbe war erwartungsgemäß die mittlere Farbe der Bundesflagge, also die für Veränderung stehende Farbe ROT. Ein kleiner Stand wich von diesem Schema ab, indem er überwiegend in BLAU gehalten war. Hier präsentierte sich die Gruppe Pro Betriebsrat, bestehend aus SAP-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Aus dieser Gruppe heraus wurde dieses Jahr zum ersten Mal in der Firmengeschichte die Betriebsratswahl bei SAP initiiert. Mit dieser Aktion trat die SAP-Initiative Pro Betriebsrat auch zum ersten Mal sichtbar als Gruppe an die Öffentlichkeit.

SAP-Stand am 1. Mai - das war neu und interessant

Das Interesse am Infostand war rege. Die Anwesenden wussten oder meinten zu wissen, was sie an den anderen Ständen erwartet. Dieser SAP-Stand war etwas Neues. So wurden auch überwiegend die elementaren Fragen gestellt: Was ist da bei SAP los? Wie geht es nun weiter? Gibt es jetzt Kündigungen bei SAP? Will Dietmar Hopp eine eigene Liste gründen? Wer hat bei SAP bisher die Interessen der Beschäftigten vertreten? Seid Ihr mit der bisherigen Mitarbeitervertretung nicht zufrieden? Die Antworten sind schon seit Monaten immer die gleichen: Man will ein Gremium, welches auch verbriefte Rechte gegenüber der Unternehmensleitung hat - die Unverbindlichkeit ist nicht mehr zeitgemäß. Man will ein konfliktfähiges Gremium, welches nicht dem Wohlwollen der Unternehmensleitung ausgeliefert, sondern den SAP-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter verpflichtet ist.

Auch wurde gefragt, warum bei SAP überhaupt ein Betriebsrat gegründet werden soll, wo doch alle SAP-Mitarbeiter Millionäre sind. Hierauf gab es eine einfache Antwort: Die SAP-Gehälter entsprechen im Wesentlichen genau den Gehältern, welche in der aktuellen IG-Metall-Studie Entgelt in der ITK-Branche 2006 aufgeführt sind. Von Millionären kann also unter den abhängig Beschäftigten der SAP - wie anderswo auch - keine Rede sein.

Das entgegengebrachte Interesse macht Mut

Neu war für viele SAP-Kolleginnen und Kollegen am Stand zweierlei: Zum einen, die breite Unterstützung durch die Besucher, die den Mut und das Engagement würdigten, dass sich jetzt auch bei SAP demokratische Strukturen ausbilden, zum anderen, dass auch in der Öffentlichkeit stehende Menschen wie Bundestagsabgeordnete die Initiative unterstützen und es begrüßen, dass auch bei SAP das Betriebsverfassungsgesetz Anwendung findet.

Bei den Diskussionsrunden auf der Bühne ist der Heidelberger IG Metall Sekretär Bernd Knauber auch zur Situation bei SAP befragt worden. Dabei wurde er auch prompt mit der üblichen falschen Annahme konfrontiert: Warum will denn die IG Metall einen Betriebsrat bei SAP gründen? Die Beschäftigen wollen das doch laut Presse offensichtlich nicht. Knauber stellte klar, dass die Initiatoren dieser Betriebsratswahl aus der oben beschriebenen Gruppe von SAP-Mitarbeitern entstammen und die IG Metall lediglich eine unterstützende Funktion wahrnimmt. Eine Funktion, mit der alle rechnen können, die aktiv für mehr Demokratie in ihrem Unternehmen eintreten.

Letzte Änderung: 22.03.2013