Zentralismus bei SAP Deutschland
"Life is not as good as it used to be at SAP's headquarters", schrieb die FINANCIAL TIMES am "June 21st 2006".
SAP AG hat einen Betriebsrat
Wie berichtet, hatten die ArbeitnehmerInnen der Muttergesellschaft SAP AG am 21.6.2006 durch Initiative von drei IG Metall-Mitgliedern endlich einen 37-köpfigen Betriebsrat bekommen, der Betriebsrat konstituiert sich gerade.
Die SAP-Tochter SAP SI AG hatte schon lange einen Betriebsrat
Wie bekannt, existiert bei der SAP SI in Dresden bereits seit Jahr und Tag ein örtlicher Betriebsrat. Nur die Belegschaft der SAP-Tochter LGD hatte sich bisher noch keinen Betriebsrat gewählt. Vor Ort wurde aber schon heftig
diskutiert, wie man diesen für die betroffene LGD-Belegschaft misslichen Zustand ändern könnte. Wie inzwischen bekannt wurde, wollten sich am 7.9.2006 VertreterInnen von SAP SI und SAP LGD eine abschließende Meinung
über den endgültig einzuschlagenden Weg bilden. Der Weg sollte eine gemeinsame Betriebsratsstruktur SAP SI + SAP LGD sein. So dachten jedenfalls SAP SI VertreterInnen aus Bensheim, Dresden, Freiberg, Hamburg, München und
Ratingen.
Die SAP-Tochter LGD will jetzt auch einen Betriebsrat
Wie die Mutter und wie die Tochter SAP SI AG, so will jetzt auch die Tochter LGD einen eigenen Betriebsrat. Am vergangenen Freitagnachmittag hat ganz überraschend Frau Dr. Barbara Schennerlein, AN-Vertreterin im Aufsichtsrat der SAP
AG (CGM-Delegierte), für den 8. Sept. 2006 zu einer LGD- Betriebsversammlung in Walldorf eingeladen, siehe Linkliste - Nr.1. Damit ist die Absicht eines gemeinsamen Betriebsrats SI + LGD "Schnee von gestern". Der Betriebsrat der SAP
SI in Dresden und die Mitarbeitervertretung in der SAP SI AG ist überrascht und enttäuscht zugleich, siehe Linkliste - Nr.2.
Auch wir finden diese plötzliche Hektik etwas merkwürdig
Jetzt auf einmal, mit einer Mail vom Freitag, 1. Sept. 06 - 15:11 Uhr, macht sich Barbara Schennerlein (CGM) mit ihrer "Mannschaft" in Richtung Zentralismus auf den Weg. Sie möchte, dass bei der LGD ein bundeseinheitlicher
Betriebsrat entsteht, ohne Beteiligung von SAP SI. Die Begründung für diesen Schritt ist überwiegend betriebswirtschaftlich - der SAP LGD käme ein bundeseinheitlicher Betriebsrat kostengünstiger als ein eigener
Betriebsrat je Betrieb, weil ein zentraler, bundeseinheitlicher Betriebsrat weniger BR-Mandate zur Folge hat. Genau diese Kostenbetrachtung wird aber von den SAP SI Mitarbeitervertretern in Frage gestellt, denn für die Kosten eines
Betriebsrats ist nicht die Anzahl der Mandate entscheidend, sondern die geleistete Arbeitszeit für die tatsächlich erforderliche Betriebsratsarbeit. Diese sei bei einem dezentralen Betriebsratskonzept aber geringer und die
Belegschaft hat bei dem Konzept "Ein Betrieb = Ein Betriebsrat" ihre Ansprechpartner immer in erreichbarer Nähe. Vor allem, ein dezentraler Betriebsrat kennt die örtlichen Gegebenheiten besser, die Belegschaft muss nicht
ständig schlucken, was bundeseinheitlich bei Hofe entschieden wurde.
Wer ist Barbara Schennerlein
Dieselbe Frau Dr. Barbara Schennerlein, die jetzt zu einem kostengünstigen Einheitsbetriebsrat aufruft, ließ am 21. Juni 2006 in der internationalen Presse (FINANCIAL TIMES) verkünden: "For her and many colleagues, the
Betriebsrat is alien to SAP's culture"! Und die FINACIAL TIMES berichtet weiter, was Frau Schennerlein über die Betriebsratswahl bei der SAP AG in aller Öffentlichkeit zu sagen weiß: "Back in Walldorf, Barbara
Schennerlein, one of the eight current workers' representatives, still cannot believe that three can outvote thousands. "It's a total paradox, but that's what the law allows" says Ms Schennerlein, a software consultant. She says it
"harks back to the postwar years" and was designed for heavy industry - not IT". Siehe Linkliste - Nr.3.
Einer solchen Frau soll jetzt die LGD-Belegschaft ihr Vertrauen aussprechen? Soll ihr auch noch das Mandat geben, die LGD-Belegschaft bundeseinheitlich zu vertreten? Und das möglichst mit der Priorität: Kosten sparen!? Vorauseilender Gehorsam sollte nicht das Hauptmerkmal einer Betriebsratskandidatin sein, siehe Link Nr.5 - Wikipedia.
Normal ist das nicht - eher besonders - aber nicht besonders gut
Normal ist (in tausend anderen Betrieben in der Bundesrepublik Deutschland), dass jeder Betrieb sich seinen Betriebsrat wählt - so wie bei der SAP SI in Dresden - und dass Delegierte aus den Einzelbetrieben sich in einem sog.
Gesamtbetriebsrat zusammenfinden, um die einzelnen Themen zu koordinieren. Ein Betriebsrat ist ja schließlich kein Vorstand, der die ganze Belegschaft zentral beglückt. Nein, ein Betriebsrat ist die Interessenvertretung einer
Belegschaft, der besonders für die örtlichen Belange stets ein Ohr haben sollte, der örtlich unkompliziert erreichbar ist und der auch die örtlichen Sachkenntnisse für eine Problemlösung besitzt.
A N M E R K U N G :
Die Links Nr.1 und 2 mit den INFO-Mails an die gesamte Belegschaft wurden von uns ausgeblendet bis zur Klärung der rechtlichen Situation des Wahlverfahrens!
Links:
1: 04.09.2006 - Aufruf zur LGD-Betriebsversammlung - Link vorübergehend ausgeblendet
2: 09.09.2006 - INFO - Warum wollen die SAP SI-Mitarbeitervertreter lokale Betriebsräte
3: 21.06.2006 - Die Financial Times berichtet über SAP - Sie haben die Wahl
4: 21.06.2006 - Historie - Der Betriebsrat der SAP AG ist gewählt
Letzte Änderung: 21.03.2013