Haldex Heidelberg

IG Metall: Presse

30.01.2020 Arbeitsplatz und Kapitalvernichtung - Viel Risiko zu Lasten der Aktionäre und des Konzerns mit all seinen Beschäftigten?!

Haldex in Heidelberg will zu machen! In dieser Situation haben der Betriebsrat und die örtliche IG Metall gemeinsam mit einem Berater ein Alternativkonzept für die Weiterführung des Standortes erarbeitet. Dieses Konzept wurde am 14.01.2020 der Arbeitgeberseite vorgestellt. Mit am Tisch saß auch ein Mitglied des schwedischen Managements und sah in dem Alternativkonzept einen positiven Ansatz mit einer langfristigen Perspektive.

Auch er sehe die Vorteile eines langfristigen Ansatzes entgegen einer kurzfristigen Orientierung! Aber es gebe Menschen im Board die sehen dies anders, so der COO von Haldex Staffan Olson. Dies blieb auch auf der folgenden Betriebsversammlung vom Management trotz Nachfrage unwidersprochen.
Die Arbeitnehmerseite und ihre Berater waren vor diesem Hintergrund mehr als überrascht, als von der schwedischen CEO Helene Svahn innerhalb von nur wenigen Tagen bereits die Aussage kam, das Konzept der Arbeitnehmerseite würde nicht zu dem gewünschten wirtschaftlichen Erfolg führen. Sie verwies in einem Brief an den Betriebsrat auf eine geschlossene Haltung des gesamten Managements. Dies obwohl Ihr COO wenige Tage vorher etwas anderes sagte.

Dabei hat die Arbeitnehmerseite umfangreiche Risiken für den gesamten Konzern herausgearbeitet, sollte der Standort Heidelberg wir geplant innerhalb eines halben Jahres geschlossen werden. So ist es beispielsweise völlig offen, wie künftig Nacharbeiten stattfinden sollen, denn diese wurden immer in Heidelberg gemacht. Es ist auch offen, wie die Haldex-Mitarbeiter in anderen Standorten künftig die Produktionslinien warten und reparieren wollen. Denn auch dies wird von Heidelberg aus gesteuert. Auf diese Punkte antwortete die Vorstandsvorsitzende in Ihrem halbseitigen Brief an die Arbeitnehmervertreter mit inhaltslosen Phrasen und Überschriften.

Die Position, dass der englische Entwicklungsstandort ohne Heidelberg nicht handlungsfähig wäre wurde zwar in den Verhandlungen bejaht aber als Lösungsvorschlage mit der Antwort eines Vorstandsmitgliedes, " die müssen halt sich mehr anstrengen und aus Ihrer Komfortzone heraus" vom Tisch gewischt.

Bei näherer Betrachtung des Unternehmenskonzepts drängt sich schnell der Eindruck auf, dass die Schließung des Standortes Heidelberg auf der Basis von nur sehr wenigen wirtschaftlichen Faktoren geplant wurde und viele Risiken entweder nicht gesehen wurden oder bewusst nicht berücksichtigt wurden. Es scheint somit, dass hierbei kurzfristige Lohnkosteneinsparung zu Lasten einer langfristigen Unternehmensentwicklung gehen. Auch aus Sicht des Aufsichtsrats stellt sich somit die Frage, ob die vom Management vorgelegte Planung tatsächlich sorgfältig ausgearbeitet wurde. Denn sollte dies nicht so sein und der Aufsichtsrat genehmigt widerstandslos ein derartiges Konzept, muss er sich auch eventuell auftretender Haftungsfragen bewusst sein. Auf die Aussage des zweiten Bevollmächtigten der IG Metall Heidelberg Michael Seis:" wenn in Deutschland ein Aufsichtsrat auf diese Datenlage einen Schließungsbeschluss fassen würde, wäre er wohl in der Haftung" erwidertet der Anwalt der Firma Haldex mit :"das wäre wohl so"

In diesem Zusammenhang ist aber nicht nur an die Mitarbeiter am Standort Heidelberg oder die Haftung von Aufsichtsräten bei Fehlentscheidungen zu denken. Vielmehr entstehen Risiken für den Fortbestand der gesamten Haldex-Gruppe und damit letztlich auch für die Aktionäre.

Denn sollten die von der Arbeitnehmerseite aufgezeigten Risiken eintreten, dann wird dies auch deutlich negative Auswirkungen auf den Aktienkurs des Unternehmens haben. Es scheint, als würde für das Board von Haldex nicht das Wohl der Unternehmenseigner und der Beschäftigten im Vordergrund stehen, sondern die Umsetzung eines hoch riskanten Vorhabens, das letztlich nur der Gesichtswahrung des Managements dient. Oder aber, das Haldex-Management bereitet den Konzern bereits auf eine feindliche Übernahme vor. Die aktuelle Aktionärsstruktur deutet zumindest darauf hin, dass in Kürze ein offizielles Übernahmeangebot zu erwarten ist.

Letzte Änderung: 31.01.2020