Watson bei ZIMT

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06.07.2018 Die zweite ZIMT Veranstaltung dieses Jahres war wieder eine runde Sache

Am Montag, den 2.7.2018 fand um 18:30 die Veranstaltung "Wie ‚Watson" und ‚autonome Software-Systeme" die Arbeitswelt verändern" statt. Eingeladen hatte das Betriebsräte-Netzwerkes ZIMT, die IG Metall Heidelberg, die GI/ACM Regionalgruppe Rhein-Neckar, das Forum Soziale Technikgestaltung und www.blog-zukunft-der-arbeit.de.

Der Referent Hermann Pauli, Senior Software Client Architekt in der IBM Cloud Unit und Betriebsrat am Standort Ehningen, stellte die von der IBM entwickelte Software-Anwendung Watson vor und beleuchtet die derzeitigen Nutzungen im Produktion- und Dienstleistungssektor.

Dabei ging er auf die folgenden Fragen ein: Was kann Watson? Was ist unter selbstlernenden Software-Systemen zu verstehen? Was bedeuten diese Entwicklungen für die Arbeitswelt in den Betrieben? Und: Welche Handlungsoptionen haben Betriebsräte?

Im Kern geht es um künstliche Intelligenz (KI). Ihre zunehmende Bedeutung liegt v.a. an der weiter zunehmenden Rechenleistung sowie an den ubiquitär verfügbaren Daten. Allerdings sind die heutigen KI-Systeme noch auf einzelne Wissensdomänen beschränkt und können ihre Schlüsse noch nicht auf andere Bereiche übertragen. Das IBM-System Watson ist aus der Sprachanalyse entstanden und basiert auf einer inneren Modellbildung, in der analysiert wird, um wen und was es in einem Text wahrscheinlich geht, und welche Beziehungen zwischen den verwendeten Begriffen qua des gelernten Modells möglich wären. Furore hatte IBM in 2011 beim Jeopardy-Quiz gemacht, als es mit Watson gegen zwei bisher sehr erfolgreiche menschliche Wettbewerber antrat und gewann. Inzwischen hat IBM ein ganzes Serviceportfolio um die ursprünglichen Kerndienste aufgebaut.

Oft übersehen, aber wesentlich bei der heutigen KI ist die Qualität der Daten, die in der Trainingsphase zur Verfügung stehen. Es muss "gesichertes Wissen" gefüttert werden, ansonsten sind unsinnige Ergebnisse sozusagen vorprogrammiert. Hermann Pauli berichtete von einem Fall, bei dem ein KI-System für Einstellungsentscheidungen auf Basis von älteren Daten auch nachweislich die damaligen rassistischen Vorurteile "gelernt" hatte. Auch der Suchraum muss möglichst vollständig erlernt werden. So stellte sich heraus, dass eine Bilderkennungssoftware Frösche nicht an ihrer Form erkannte, sondern an dem grünen Hintergrund, weil alle Froschbilder von Teichen stammte, deren Hintergrund grün war.

Mit welchen Konsequenzen haben wir in der Arbeitswelt zu rechnen? Aufgaben, in denen die heutige KI ihre Stärken ausspielen kann, werden automatisiert werden. Dazu gehören Mustererkennung oder auch die Verarbeitung natürlicher Sprache. IBM erprobt momentan mit einem automatisierten Dialogsystem ältere FAQs (Sammlung häufig gestellter Fragen) abzulösen. Die Stärken des Menschen hingegen sind seine Fähigkeit zur Empathie, Phantasie, Abstraktion, zur Auflösung von Dilemmas, sowie sein moralisches Empfinden.
Es wird also sowohl zu einer gewissen Ersetzung von Tätigkeiten kommen, etwa wenn Fahrzeuge autonom fahren können, als auch zu einer Assistenz, wo Menschen mittels KI-Funktionalität bisher unlösbare Aufgaben bewältigen können.

Es ist davon auszugehen, dass die neue Technologie Gewinner und Verlierer produzieren wird. Wie das Verhältnis aussehen wird, wird weniger an den Technologien selbst, als mehr an den Rahmenbedingungen liegen. Die Aufgaben der Betriebsräte in den Betrieben sowie der Gewerkschaften ist, sowohl den Rahmen, als auch die konkrete Entwicklung vor Ort zum Wohle der Beschäftigten mitzugestalten. Dazu bedarf es nicht nur einer rechtlichen Beratung der Betriebsräte, sondern auch einer IT-orientierten Beratung. Ein wesentliches Problem ist auch die immer stärkere prozessuale Verknüpfung über betriebliche oder auch Unternehmensgrenzen hinweg, die die lokale Mitgestaltung deutlich erschwert.

Zum Abschluss stellte Welf Schröter vom Forum Soziale Technikgestaltung noch 10 Thesen vor, wie die Mitbestimmung angesichts von KI und in den Vordergrund tretender autonomer Systeme weiterentwickelt werden sollte. Insbesondere könne das Problem der Autonomie Unternehmensübergreifender Prozesse mit einem Recht auf Mitbestimmung bei den implementierten Algorithmen begegnet werden.

Der IG Metall Veranstaltungsraum war fast voll besetzt, die Diskussionen waren sehr lebhaft - insgesamt eine sehr gelungene Veranstaltung. Nach der Veranstaltung schrieb uns ein Teilnehmer: "noch einmal danke f. den sehr ansprechenden interessanten Vortrag gestern Abend in der IGM-ZIMT-Reihe in der IGM-Verwaltungsstelle HD zum Thema Wie Watson und autonome Software-Systeme die Arbeitswelt verändern. Super, dass Du/Ihr solche Spezialisten mit Ihren Vorträgen m. ZIMT anziehen könnt !!!"

Anhang:

aus der Veranstaltung

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Letzte Änderung: 06.07.2018