Richtfest: Betriebsratswahl bei SAP AG
Die Weichen sind gestellt. 10.770 MitarbeiterInnen werden am 21.6.2006 erstmalig einen Betriebsrat bei der SAP AG wählen. Damit wird der zu wählende Betriebsrat 37 Mitglieder haben - max. 26 Männer und mind. 11 Frauen. Dieser Betriebsrat wird nicht nur für den Hauptbetrieb Walldorf / St. Leon-Rot zuständig sein, sondern auch für zahlreiche Nebenstandorte der SAP AG. Diese zum Teil kleinen Standorte sind über das ganze Bundesgebiet verstreut, der größte Nebenstandort ist St. Ingbert mit ca. 350 SAP-Mitarbeitern (nur SAP AG).
Etappenziel erreicht
Die von uns unterstützten Initiatoren haben also ein wichtiges Etappenziel erreicht. Auch bei der SAP AG kann endlich ein Betriebsrat gewählt werden, so wie dies auch bei zig-tausend anderen Betrieben in Deutschland üblich ist. Das bisherige eher schwache SAP-Modell "BR-light" hat damit ausgedient. Die noch im Amt befindliche Arbeitnehmervertretung ANV, die mit Billigung des SAP-Vorstands (ANV-Vertrag) aus den 8 "Arbeitnehmervertretern im Aufsichtrat" besteht, kann sich wieder voll und ganz auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren, die Kontrolle der Vorstandstätigkeit. Das wird ihr sicher nicht schwer fallen, werden doch mit heutigem Hauptversammlungsbeschluss zukünftig ihre Aufsichtsratsbezüge verdoppelt (siehe Link). Die Interessen der Belegschaft werden ab dem 21. Juni 2006 von den frisch gewählten 37 Betriebsratsmitgliedern wahrgenommen.
Infos zum Wahlverfahren
Sicher ist, dass es bei SAP eine sog. Listenwahl (Verhältniswahl) geben wird, da schon jetzt mehrere Vorschlagslisten bekannt sind (siehe Linkliste). Bei der Größenordnung, die SAP aufweist, ist diese Wahlform vom Gesetzgeber favorisiert. Jede Vorschlagsliste muss bis zum 23.5.2006 die erforderlichen 50 Unterschriften vorweisen, um zur Wahl zugelassen zu werden.
Weitere Informationen
Die SAP-Mitarbeiter können sich im Intranet informieren unter https://portal.wdf.sap.corp/go/betriebsratswahl
Der Vorstand hat gelernt
Henning Kagermann, Vorstandsvorsitzender der SAP AG, hat auf der Hauptversammlung am 9.5.2006 laut Presseberichten zur BR-Wahl folgendes ausgeführt: "Fair und offen mit den Mitarbeitern umzugehen und ihre Interessen zu wahren, habe für das Unternehmen hohe Priorität". Gut so! Im Gegensatz dazu ist die erstmalige Gründung eines Betriebsrats bei Europas größtem Softwarehersteller SAP AG bei den Kleinaktionären auf scharfe Kritik gestoßen. Aus dem Kreis der gestern versammelten Aktionäre war ein SAP-Betriebsrat sogar noch als "Fremdkörper im System" bezeichnet worden. Wir wünschen uns, dass sich die Belegschaft aktiv und zahlreich an der Wahl beteiligen möge! Die eigenen Arbeitsbeziehungen selbst mitgestalten zu können, ist ein hohes Gut, das im Ausland seines Gleichen sucht.
Links:
Wann gilt welches Wahlverfahren? Listenwahl oder Personenwahl?
Letzte Änderung: 21.03.2013