Bald jede Woche - Nazis in Sinsheim

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08.05.2017 Nach der Kundgebung der Kleinstpartei "Die Rechte" vor vier Wochen haben am 6. Mai nach einem Aufruf der NPD in Sinsheim erneut Nazis demonstriert.

Das "Bündnis für Toleranz Sinsheim" hat wieder zu Gegenprotesten aufgerufen und erhält inzwischen Unterstützung.

Rund 50 Neonazis suchten am Samstag, 6. Mai 2017, erneut zweieinhalb Stunden Sinsheim im Rhein-Neckar-Kreis heim. Neben einer Handvoll örtlicher Nazis waren sie überwiegend aus Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Hessen heran gekarrt. Vier Wochen zuvor waren es bei einer Demonstration der Partei "Die Rechte" am gleichen Ort 19 Nazis. Die jetzige jährliche Demonstration, zu der die NPD aufgerufen hatte, stand zum achten Mal unter dem Motto: "Härtere Strafen für Kinderschänder" - wobei bekannt ist, dass einer der ihren, der Nazi Timo Brandt, Ex-Verfassungsschutz-Spitzel und -Kontaktmann zum NSU-Terror, wegen eines Kinderschänder-Verbrechens im Knast sitzt.

Zu Gegenaktionen aufgerufen hat das "Bündnis für Toleranz Sinsheim". Rund 50 Protestierende, darunter Mitglieder von IG Metall der SPD, den Grünen, der Linken und der Kirchen. Unterstützung bekamen das Bündnis von der Antifa-Gruppe aus Heidelberg. Die Gegendemonstranten störten die Nazi-Auftakt-Kundgebung am "Wächter" durch Sprechchöre, Trillerpfeifen und Trompeten. Nach knapp einer Stunde zogen die Nazis über die Bahngleise in die abgelegene, eher menschenleere Südstadt ab. Von Gegendemonstranten unbehelligt zogen sie dort einsame Runden und dann zurück zum Ausgangspunkt.

Die Rhein-Neckar-Zeitung (RNZ, Ausgabe Sinsheim) berichtete am Tag des neuerlichen Nazi-Aufmarsches: "Weshalb es heute zum wiederholten Male zu einer rechtsextremistischen Kundgebung kommt, möchte der SPD-Landtagsabgeordnete Dr. Boris Weirauch (Mannheim), Sprecher der SPD-Fraktion im NSU-Untersuchungsausschuss, klären lassen. Er hat deshalb von der Landesregierung aktuelle Informationen verlangt. Seit einiger Zeit sei zu beobachten, dass Sinsheim immer wieder von Rechtsextremisten aus der Region heimgesucht werde. 'Die Landesregierung muss aufklären, wer hinter diesen Versammlungen und Veranstaltungen steckt und warum sich diese Personen immer wieder Sinsheim aussuchen', fordert der Abgeordnete.

Seit Jahren können sich die Nazis in Sinsheim breit machen und die Stadt zu ihrer "Hauptstadt in der Rhein-Neckar-Region" erklären. Laut Oberbürgermeister würden sie immer wieder kommen, weil "Sinsheim so bekannt" sei. Tatsächlich lassen OB, Gemeinderat und die örtlichen Parteien sie leider praktisch gewähren und entziehen sich aktivem Protest weitgehend. Vor allem durch "Ignorieren" wolle man den Nazis angeblich etwas entgegensetzen. Am 10. April hatte die RNZ bereits kommentiert: "Es geht darum, wie unerwünschte Demonstranten empfangen werden. Signalisiert eine Vielzahl von Bürgern offen und friedlich ihre Ablehnung? Es wäre wichtig, dass Sinsheim hier mit geeinter Stimme spricht. Die Stadtverwaltung und das Bündnis sollten sich deshalb austauschen und abstimmen." Auch in der heutigen Ausgabe wird vom Redakteur der RNZ, Christian Beck, gefordert: Redet miteinander!

Diesen Aufruf hatte der Sinsheimer SPD-Stadtverbandsvorsitzende Harald Blum nicht gebraucht. Schon am Ende der Gegendemonstration gab er bekannt, dass er mit allen Fraktionen im Gemeinderat versuchen wolle, ein gemeinsames Vorgehen und Auftreten gegen Nazis in Sinsheim zu erreichen. Die IG Metall wird Harald Blum in jeder Hinsicht unterstützen.

Anhang:

RNZ-Artikel über die Gegendemo in Sinsheim

RNZ-Artikel über die Gegendemo in Sinsheim

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Letzte Änderung: 08.05.2017