Mitgliederwerbung bei interroll

IG Metall Mitglieder Werbung: Team verstärken

30.10.2015 Bei Interroll haben die Betriebsräte Thomas Staszewski, Hans Peter Schwartz und Andreas Leiss viele IG Metall Mitglieder geworben. Wir haben die drei getroffen und gefragt wie sie das machen.

IG Metall: Ihr habt in diesem Jahr sehr viele Mitglieder gewonnen. Angefangen hat alles aber schon früher. 2011 habt ihr bei Interroll einen Betriebsrat gegründet. Wie kam es dazu und was wolltet ihr verändern?

Thomas Staszewski: Unser Betrieb war damals von der Wirtschaftskrise betroffen. Die Geschäftsleitung hat angefangen der Belegschaft die Prämien zu streichen. Auch Lohnerhöhung gab es nur nach Nasenfaktor. Das hat zu einer großen Unzufriedenheit im Betrieb geführt. Außerdem gab es einen Konflikt um die Arbeitszeit. Die wurde von der Geschäftsführung einfach verändert, gegen den Willen der Beschäftigten. Wir wollten, dass diese Willkür aufhört. Deshalb haben wir den Betriebsrat gegründet.

IGM: Ihr habt anschließend auch einen Haustarifvertrag erstritten. Wie habt ihr das erreicht?

Hans Peter Schwartz: Es gab damals einen Konflikt um die Innungsmitgliedschaft von Interroll. Die Geschäftsführung hat die Mitgliedschaft bestritten, gleichzeitig wurden Beiträge gezahlt. Wir konnten uns dann auf einen Haustarifvertrag einigen.

Andreas Leiss: Das war natürlich nur möglich, weil wir den Rückhalt der Beschäftigten hatten. In der Zeit sind viele Beschäftigte Mitglied der IG Metall geworden. Der ganze Prozess wurde von Mitgliederversammlungen begleitet.

IGM: Wie ist der Stand heute?

Thomas: Bei Interroll gilt jetzt praktisch der Tarifvertrag für Feinwerktechnik. Kleine Änderungen wurden vorgenommen, dafür haben wir Verbesserungen bei der Altersvorsorge erreicht. Das war alles nur möglich wegen der guten Mitgliederentwicklung.

Andreas: Die Mitglieder haben uns den notwendigen Rückhalt gegeben. So konnten wir verhandeln.

Thomas: Aber die Einführung des Tarifvertrags war auch nicht immer einfach. Es gibt auch heute noch fast täglich Auseinandersetzung mit der Geschäftsleitung. Es gibt auch immer mal wieder Kolleginnen und Kollegen, die mit unseren Entscheidungen unzufrieden sind, zum Beispiel bei der Eingruppierung.

Hans Peter: Als neu gewählter Betriebsrat mussten wir auch einiges dazu lernen. Da haben wir auch mal Fehler gemacht, weil uns die Erfahrung gefehlt hat. Heute passiert uns das nicht mehr so schnell.

Erfolgreiche Betriebsräte Foto: IG Metall Heidelberg

IGM: Nachdem ihr den Haustarifvertrag erstritten habt, habt ihr nicht aufgehört Mitglieder zu werden - in diesem Jahr schon über 40. Welche Rolle spielen Mitglieder für eure Betriebsratsarbeit?

Thomas: IG Metall Mitglieder sind enorm wichtig für unsere Arbeit. Ein guter Organisationsgrad im Betrieb hilft uns bei Konflikten mit der Geschäftsleitung. So können wir sagen: Die Leute stehen hinter uns.

Hans Peter: Außerdem brauchen wir die Unterstützung der IG Metall. Die Geschäftsführung lässt sich schließlich auch beraten.

Andreas: Man darf auch nicht die positiven Seiten des Tarifvertrags für den Einzelnen vergessen. In vielen kleinen Firmen gibt es heute kein Urlaubsgeld oder Weihnachtsgeld mehr. Bei uns schon.

IGM: Wie werbt ihr die Mitglieder denn konkret?

Hans Peter: Alle Kolleginnen und Kollegen, die neu eingestellt werden, laden wir zu einem Gespräch ins Betriebsratsbüro ein. Hier erklären wir ihnen die Vorteile einer Mitgliedschaft. Und dass der Tarifvertrag nur durch Mitglieder gesichert werden kann. Die meisten können wir dann überzeugen.

Andreas: Und wir bringen konkrete Beispiele, wie die Mitgliedschaft helfen kann - zum Beispiel die Freizeitunfallversicherung und der Rechtsschutz.

IGM: Sprecht ihr auch Beschäftigte an, die schon länger bei euch arbeiten?

Hans Peter: Wir bieten eine regelmäßige Betriebsratssprechstunde an. Und wir haben natürlich einen Überblick darüber wer noch nicht Mitglied ist. Diese Leute sprechen wir gezielt an und laden sie zur Sprechstunde ein. Damit wollen wir zeigen, dass wir uns um ihre Belange kümmern. Das überzeugt viele.

Thomas: Wenn wir hören, dass jemand austritt, vereinbaren wir ein Gespräch. Wir wollen die Gründe erfahren.

IGM: Gibt es Bereiche die ihr bei euch noch verbessern wollt?

Hans Peter: Im kaufmännischen Bereich haben wir ein paar Schwierigkeiten. Dort gibt es Kolleginnen und Kollegen, die Ängste haben. Aber auch hier kann man die Leute gut damit überzeugen, dass der Betriebsrat Unterstützung in den Büros braucht. Wir laden die Kolleginnen und Kollegen zu unseren Veranstaltungen ein und machen ihnen Unterstützungsangebote. Das funktioniert ganz gut.

IGM: Habt ihr einen Ratschlag für andere Metallerinnen und Metaller, die Mitglieder werben wollen?

Hans Peter: Das persönliche Gespräch ist enorm wichtig. Und das sollte nicht am Arbeitsplatz, sondern in einem separaten Raum stattfinden. Das schafft Vertrauen. Außerdem muss man sich Zeit nehmen für das Gespräch. Bei uns dauert es etwa 30 Minuten. Wir geben den Leuten dann die Beitrittserklärungen mit und verabreden, dass sie sie selbstständig wieder mitbringen. Das klappt gut, da müssen wir gar nicht betteln.

IGM: Danke für das Gespräch und weiter viel Erfolg!

Letzte Änderung: 29.09.2015