Die dunklen Schatten des Erfolgs (7)
"Das ökonomische Argument erweist der Sache 'Gleichberechtigung' einen Bärendienst. Richtig ist die politische oder, wenn man so will, moralische Begründung: Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. Also gehört derselbe Anteil Frauen wie Männer in die ITK-Branche und natürlich auch in deren Führungsetagen - so wie umgekehrt Männer in den sozialen Sektor. Bei brauchbarer Kinderbetreuung, ordentlicher Bezahlung und Sozialleistungen sollte es kein Problem sein, genügend Interessenten jedweden Geschlechts zu finden."
Beispiel SAP:
Viele Kolleginnen sind sehr unzufrieden mit dem Stand der Emanzipation, dies zeigt eine aktuelle Studie des Allensbach-Instituts auf. Hauptkritikpunkt und Grundproblem ist die mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Zum Beispiel gibt es große Skepsis, ob sich überhaupt der Wunsch nach beruflicher Selbstverwirklichung mit einem Kind erfüllen lässt. Ein sehr hoher Prozentsatz möchte gerne Kinder bekommen, erkennt aber, dass das schwierig umzusetzen ist und sie dann unter erschwerten Bedingungen leben und arbeiten. Doch es gilt immer noch, dass hat eine Studie bei SAP bestätigt, Kinder verlangsamen oder beenden Karriere und Gehaltsentwicklung.
"Gender-Pay-Gap"
Männer bleiben meistens im Job, denn ausschlaggebend ist ganz oft das Gehalt. Wie stellt sich das "Gender-Pay-Gap" dar? Im Durchschnitt verdienen in Deutschland Frauen 22 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Umgerechnet aufs Jahr bedeutet das: Männer müssen für das, was Frauen verdienen, pro Jahr 55 Tage weniger arbeiten. Der Durchschnittsmann hat daher am 11. Oktober so viel Geld wie die Durchschnittsfrau am Ende des Jahres.
Wie groß die Verdienstlücke in ihrem Betrieb ist, können Betriebsräte anhand der Entgeltlisten ermitteln. Der Arbeitgeber muss ihnen die Informationen geben. Denn Betriebsräte müssen darauf achten, dass Gesetze zugunsten der Beschäftigten eingehalten werden. Dazu gehört das Recht auf gleiche Bezahlung. Betriebsräte haben das Recht, die Listen einzusehen. Aushändigen muss sie der Arbeitgeber nicht.
Die Listen können Hinweise geben, warum Frauen weniger verdienen. Betriebsräte stellen oft fest, dass Frauen in unteren Gehaltsgruppen häufiger vertreten sind als in den oberen. Auch bei SAP. Das kann an unterschiedlichen Qualifikationen liegen oder daran, dass Frauenarbeiten niedriger bewertet oder Frauen weniger gefördert werden. In einer männerdominierten Wirtschaft.
Frauen kommen kaum aus der Misere heraus, da ihnen vermittelt wird, dass sie selbst für ihr Schicksal verantwortlich sind, daher haben sie den Druck, alles selbst regeln zu müssen. "Die Wirtschaft" sieht es natürlich entsachlicht: Das "Humankapital" sollte nicht verschwendet werden. Doch es fehlen die geeigneten Rahmenbedingungen für ein "Pendeln" zwischen Familie und Beruf in einer männlichen, betrieblichen Monokultur und einer problematischen Struktur marktradikaler Wirtschaftsweise, die auf Asymmetrien im Geschlechterverhältnis basiert, umfassend mit Blick auf Lebens- und Arbeitsverhältnisse. Allein eine Quote ersetzt nicht notwendige Maßnahmen.
Immer flexibel sein
Der Arbeitszeit kommt eine Schlüsselrolle bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu. Mehr Zeitsouveränität, um das Privatleben gut organisieren zu können, ist dafür eines der wichtigsten Anliegen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Das besagt ein Ergebnis einer aktuellen IG Metall-Befragung mit über einer halben Million Beschäftigten aus 8.400 Unternehmen.
Berufstätige Menschen leben in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen: Singlehaushalte oder Patchworkfamilien, Familien mit nur einem Hauptverdiener oder Paare, die beide berufstätig sind. Zudem steigt die Zahl der erwerbstätigen Frauen. Daher werden auch die Familienaufgaben unterschiedlich bewältigt - oft unter großem Zeitdruck und für alle Beteiligten sehr belastend.
In der einen Familie geht es darum, Kinder zu betreuen, in einer anderen ist es die Pflege von Angehörigen. Dafür braucht es die Unterstützung der Arbeitgeberin.
Dem entgegen steht die Anforderung vom SAP-Management nach mehr Flexibilität.
Kürzlich sendete ein SAP-Vorstand ein Email mit der Forderung, doch Tag und Nacht zu arbeiten. Alles "Schall und Rauch". Dadurch kommt der Arbeitszeit und Arbeitszeitgestaltung eine immer wichtigere Rolle zu. Eine geregelte Arbeitszeit ist der zentrale Schlüssel für eine gute Vereinbarkeit von Job und Familie bzw. Privatleben. Das sagen 77% der Beschäftigten. Diese Beschäftigten wünschen sich eine geregelte Arbeitszeit mit klar festgelegtem Beginn und Ende.
Mehr zeitliche selbstbestimmte Flexibilität wünschen sich 82%. Konkret wollen diese, dass es möglich ist, die tägliche Arbeitszeit kurzfristig den privaten Bedürfnissen anpassen zu können.
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Letzte Änderung: 01.01.2014