Unwort des Jahres 2005
Zum 15. Mal seit 1991 ist das "Unwort des Jahres" gewählt worden. Für 2005 entschied sich die Unwort-Jury für den betriebswirtschaftlichen Begriff "Entlassungsproduktivität". Mit diesem Wort wird eine gleich bleibende, wenn nicht gar gesteigerte Arbeits- und Produktionsleistung umschrieben, nachdem zuvor zahlreiche für "überflüssig" gehaltene Mitarbeiter entlassen wurden.
Der Begriff verschleiert aber die meist übermäßige Mehrbelastung derjenigen, die ihren Arbeitsplatz noch behalten konnten, was oft auch mit dem ebenfalls beschönigenden Wort von der "Arbeitsverdichtung" umschrieben wird. Und auch die für den gesamten Staat schädlichen Folgen der personellen Einsparung, z.B. die Finanzierung der Arbeitslosigkeit und der Rückgang der Binnennachfrage, werden mit diesem Terminus schamhaft verschwiegen.
Es handelt sich also nicht um eine gesteigerte Produktivität der Volkswirtschaft, sondern um eine Kostenumverteilung von einem einzelnen Unternehmen auf die Sicherungssysteme eines Staates. Es werden betriebswirtschaftlich Kosten gesenkt auf Kosten des Allgemeinwohls!
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Weitere Informationen zum kritischen Umgang mit der Sprache
Die Unworte der letzten 15 Jahre. Sehr lesenswert auch: "Wortschöpfungen"
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Letzte Änderung: 21.03.2013