Huber: Die Zukunftsfragen angehen

IG Metall

24.10.2005 Die IG Metall will sich in der kommenden Tarifrunde nicht allein auf eine Entgeltforderung reduzieren.

Der Zweite Vorsitzende der IG Metall, Berthold Huber, unterstrich die Bedeutung von Weiterbildung, Qualifizierung, Arbeitszeitkonten und Innovationskonzepten, für die man tarifvertragliche Regelungen erreichen wolle. "Man darf sich diesen Fragen nicht entziehen, wir brauchen für ihre Regelung zukunftsfähige Tarifverträge", sagte Huber am Samstag auf der Tarifpolitischen Konferenz der IG Metall in Mannheim. "Innovationen und Investitionen sind das A und O für sichere Arbeitsplätze. Wo sie heute verschlafen werden, sind morgen Arbeitsplätze bedroht", sagte Huber. Zu zukunftsfähigen Tarifverträgen gehörten zudem Regelungen über Langzeit- und Arbeitszeitkonten, um Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie den vorzeitigen Ausstieg aus dem Berufsleben zu ermöglichen. Nur gut ausgebildete und qualifizierte Belegschaften seien der Garant für erfolgreiche Unternehmen, sagte Huber. Daher komme dem Themenfeld Qualifizierung ebenfalls eine besondere Bedeutung zu.

Die Kündigung des Lohnrahmentarifvertrages II im Tarifgebiet Nordwürttemberg-Nordbaden bezeichnete Huber als "Dreistigkeit": "Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie diese Errungenschaft der Humanisierung der Arbeit und der Mitbestimmung dem Zeitgeist der Deregulierung geopfert werden." Huber forderte außerdem eine Verlängerung des Tarifvertrages über Vermögenswirksame Leistungen und forderte die Arbeitgeber auf, ihre Verweigerungshaltung endlich aufgeben.

Huber kritisierte die Arbeitgeberverbände, deren Strategie es ist, betriebliche Bündnisse unter Ausschluss der IG Metall zu fordern. "Damit zwingen sie uns zu einer Tarifpolitik, die auf die Betriebe und nicht mehr auf die Fläche setzt", sagte Huber. Die Arbeitgeber provozierten mit ihrem Verhalten, dass das Streikrecht möglicherweise auf der Betriebsebene geregelt werden müsse. Die IG Metall stehe zum "Pforzheimer Abkommen", das nach wie vor für den überwältigenden Teil der Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie unveränderte Tarifstandards sichere. Die Flexibilität, die die IG Metall mit Pforzheim gezeigt habe, werde von einem Teil der Arbeitgeber jedoch schamlos ausgenutzt. Huber warnte davor, dass "Pforzheim uns um die Ohren fliegen" könnte. Bei betrieblichen Konflikten über Abweichungen vom Tarifvertrag werde die IG Metall in Zukunft die Beschäftigten noch stärker einbeziehen. "Tarifpolitik und Betriebspolitik rücken noch enger zusammen", sagte Huber. Aktuelle bezirkliche Initiativen wie "Tarif aktiv", "Unternehmen auf dem Prüfstand" und "Besser statt billiger" zeigten, dass die Tarifpolitik bereits eine weitere neue Qualität erfahren habe und sich damit auch positiv in der Mitgliederentwicklung niederschlage.

Letzte Änderung: 21.03.2013