Die Klagen der Azubis

IG Metall Jugend

10.06.2005 Über mangelnde Qualifikation der Schulabgänger stöhnen Unternehmer zuweilen - Umgekehrt geben aber auch Auszubildende ihren Arbeitgebern nicht immer die besten Noten

Aus der Frankfurter Rundschau von MONIKA KAPPUS.

Über mangelnde Qualifikation der Schulabgänger stöhnen Unternehmer zuweilen. Umgekehrt geben aber auch Auszubildende ihren Arbeitgebern nicht immer die besten Noten. Der Deutsche Gewerkschaftsbund hat in seinem jüngst vorgelegten "Schwarzbuch Ausbildung" 77 Fälle dokumentiert. DGB-Vorstandsmitglied Ingrid Sehrbrock resümiert: "Auszubildende müssen ausbildungsfremde Tätigkeiten erledigen, werden gemobbt, gar sexuell belästigt. Sie müssen gefährliche Tätigkeiten verrichten, immens viele Überstunden leisten, ihnen wird Urlaub gestrichen, Ausbildungsvergütungen werden nicht bezahlt."

Der DGB hatte Mitte 2003 den Online-Beratungsdienst "www.doktor-azubi.de" eingerichtet. 2000 Jugendliche suchten seither Rat. Für den DGB ist damit klar, dass es sich bei den Mängeln keineswegs um Einzelfälle handelt.

In dem Schwarzbuch moniert eine angehende Hotelfachfrau, sie habe lange keinen Ausbildungsvertrag erhalten und schließlich sei ihren Eltern von der Industrie- und Handelskammer erklärt worden, "dass mein Chef keine Lizenz besitzt, um mich in diesem Hotel auszubilden". Ein angehender Fahrzeuglackierer berichtet, er sei aufgefordert worden, mit krebserregendem Quarzsand zu entrosten. Ein Azubi klagt: "In meiner Lohnabrechnung wurden mir 55 Euro wegen einem Tag Krankheit abgezogen!" Er arbeite zirka 70 Stunden pro Woche. Ein Gas- und Wasserinstallateur im dritten Lehrjahr rügt, er habe einen Monat die Werkstatthalle streichen müssen. Andere sahen sich generell schlecht auf Prüfungen vorbereitet.

Der DGB schlägt dem Industrie- und Handelskammertag einen Qualitätspakt vor. Es gehe nicht nur um Quantität der Lehrstellen, sondern auch um Qualität. Sehrbrock hofft, so auch die Zahl jener Azubis zu senken, die die Lehre abbrechen. 2003 waren das nach ihren Angaben im Schnitt 22 Prozent, besonders viele im Hotel- und Gaststättengewerbe.

Quelle:

Letzte Änderung: 21.03.2013