Es fehlen 185.000 Ausbildungsplätze

IG Metall Jugend

10.06.2005 Clement: Lücke wird geschlossen - DGB hält Ausbildungspakt für gescheitert

Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt bleibt trotz des Ausbildungspakts zwischen Regierung und Wirtschaft angespannt

Aus der Frankfurter Rundschau vom 8. Juni 2005.

Berlin · 8. Juni · Im Mai wurden 40 000 betriebliche Ausbildungsplätze weniger als im Vorjahr gemeldet. Zwischen Angebot und Nachfrage klafft jedoch eine Lücke von 185 000 Ausbildungsplätzen. Regierung und Wirtschaft sehen sich dennoch auf dem "richtigen Weg". Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) fühlt sich dagegen in seiner Kritik am Ausbildungspakt, der 2004 geschlossen wurde, bestätigt und forderte erneut eine Ausbildungsplatzumlage.

Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) wies dies zurück und verwies darauf, dass im Mai vergangenen Jahres "fast präzise die gleiche Zahl" an Lehrstellen gefehlt habe. Es sei dennoch gelungen, bis zum Ende 2004 die Lücke zu schließen. Gleiches sagte Clement auch für 2005 voraus. Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) sagte, der Ausbildungspakt stehe in diesem Jahr vor seiner eigentlichen Bewährungsprobe. Die Ministerin kritisierte, dass 70 Prozent der Firmen nicht ausbildeten.

Im Ausbildungspakt hatte sich die Wirtschaft verpflichtet, bis einschließlich 2006 pro Jahr 30 000 neue Ausbildungsplätze zu schaffen. Außerdem wollen die Betriebe jährlich 25 000 mehrmonatige staatliche geförderte Praktika anbieten, um Jugendlichen den Einstieg in den Beruf zu erleichtern. Im Gegenzug verzichtete die Bundesregierung auf, eine gesetzliche Ausbildungsplatzabgabe.

DGB-Vorstandsmitglied Ingrid Sehrbrock sagte der FR, die Zahlen zeigten, dass der Ausbildungspakt "keine Erfolgsgeschichte" sei. Sie rechnet mit 200 000 fehlenden Ausbildungsplätzen Ende des Jahres: "Wir sind weiterhin der Meinung, dass eine Ausbildungsplatzumlage, die von den Tarifpartnern für ihre Branchen vereinbart wird, die beste Lösung wäre", sagte Sehrbrock.

Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Ludwig Georg Braun, warnte vor Dramatisierungen. "Wer jetzt schon wieder eine Ausbildungskatastrophe prophezeit, handelt unverantwortlich und argumentiert jenseits aller seriösen Fakten", erklärte Braun. Er plädierte dafür, nach einer Bundestagswahl im Herbst den Ausbildungspakt fortzuführen

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Letzte Änderung: 21.03.2013