3. Verwaltungsstellenabend

Ottmar Schreiner

04.04.2011 Der Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen in der SPD Ottmar Schreiner sprach über "Prekäre Arbeitsverhältnisse und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft":

Ihm sei in Europa kein Arbeitsmarkt bekannt, auf dem es so chaotisch zugehe wie in Deutschland, so der Bundestagsabgeordnete Schreiner. Verantwortlich dafür macht er vor allem prekäre Beschäftigungsverhältnisse.

Das sind Arbeitsformen, die nicht auf Dauer angelegt sind, keine soziale Absicherung etwa im Alter und keine auskömmlichen Löhne bieten, also beispielsweise 400-Euro-Jobs oder Leiharbeit. "Die prekären Verhältnisse werden von Jahr zu Jahr mehr und haben auch Einfluss auf normale Arbeitsverhältnisse", glaubt Schreiner. Denn die um bis zu 40 Prozent niedrigeren Löhne der Leiharbeiter drücken auch auf das Gehalt der Stammbelegschaft.

Der Grundsatz "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit" muss gelten. "Dann hätten wir das Problem nicht." Das Argument, dadurch würden Unternehmen in den Ruin getrieben, lässt der Metaller Schreiner nicht gelten: "Dann wären viele ausländische Betriebe kaputt." Und verwies auf die 10 prozentige Risikozulage für Leiharbeiter in.

Auch um die Langzeitfolgen der prekären Arbeitsverhältnisse ging es Schreiner, etwa um die wachsende Altersarmut. Bei einem Brutto-Stundenlohn von 7,50 Euro benötige man jetzt schon 67 Jahre, um eine Rente in Höhe der Sozialhilfe zu erwirtschaften, rechnete er vor. "Das darf nicht sein. Arbeit muss sich auch im Alter lohnen", sagte er. Abhilfe will er zum einen mit einer Reform des Arbeitsmarktes schaffen. "Nichts ist so überfällig wie der Mindestlohn", sagte Schreiner.

Damit die "Krise der Arbeitsverhältnisse" bald ein Ende hat, plädierte Schreiner dafür, die prekären Beschäftigungsverhältnisse zu begrenzen. Leiharbeit beispielsweise müsse wieder der ursprünglichen Funktion dienen, Produktionsspitzen in Unternehmen zu bewältigen. "Wenn ein Betrieb auf Dauer Leiharbeiter beschäftigt, hat das nichts mit Flexibilisierung zu tun." In der Krise habe der Arbeitsmarkt sogar von der Normalbeschäftigung profitiert. Denn: "Kurzarbeit hat oft verhindert, dass Leute auf die Straße gesetzt wurden. Aber das funktioniert nur, wenn Leute sich in normalen Beschäftigungsverhältnissen befinden."

Im Anschluss an Schreiners Referat diskutierten die Teilnehmer in konstruktiver Runde.

Letzte Änderung: 15.03.2013