IT-Entgeltanalyse 2011 der IG Metall
Dies ist eines der auffälligsten Ergebnisse der aktuellen ITK-Entgeltanalyse 2011, die die IG-Metall am Montag veröffentlicht hat. Damit bestätigt sich der dramatische Fachkräftemangel nicht, den Branchenvertreter
vorhergesagt haben. Wäre dieser Fachkräftemangel bereits eingetreten, hätte sich dies in deutlich höheren Entgeltzuwächsen niedergeschlagen.
Mit einer Gesamtzahl von über 27 000 aus 118 Betrieben verarbeiteten Daten bietet sie eine detaillierte und aussagefähige Übersicht über die Gehaltsentwicklung in der Branche, dabei wurde auch die SAP AG
berücksichtigt.
Im Durchschnitt ergibt sich über alle untersuchten Unternehmen und Jobs nur eine leichte Stei-gerung der Gehälter um etwa 1,5 Prozent. Bei genauerer Analyse ist festzustellen, dass die Durchschnittsgehälter in
administrativen Bereichen wie Sachbearbeiter, Controller und Ver-triebsexperten stärker gestiegen sind als die Gehälter in den Service-, Hardware- und Software-entwicklungsbereichen, für die ein Fachkräftemangel
vorhergesagt worden war.
Deutliche Erhöhungen waren im Vertrieb (plus 9,9 Prozent), im kaufmännischen Bereich (plus 5,9 Prozent) und in Callcentern (Call Center Team Leitung plus 3,2 Prozent) zu verzeichnen. Nur leichte Entgeltzuwächse gab es in
den Bereichen Marketing und Service Technik (jeweils plus 2,0 Prozent), in der Beratung (plus 1,6 Prozent) und in der Verwaltung (plus 1,5 Prozent). Nahezu unverändert sind die Gehälter im Bereich Service Management (plus 0,5
Prozent) und im Bereich Software Engineering (plus 0,1 Prozent). Leichte Verluste gab es im Bereich Rechenzentrum (minus 0,3 Prozent) und in der Hardware-Entwicklung (minus 0,5 Prozent).
Wie im Vorjahr zeigt sich auch bei der diesjährigen Entgeltanalyse, dass in vielen Bereichen die Gehälter in tarifgebundenen Unternehmen durchschnittlich höher liegen als in Betrieben ohne Entgelt-Tarifvertrag. Dies wird
besonders deutlich in den Bereichen Service Technik (plus 14,5 Prozent), kaufmännische Administration (plus 11,3 Prozent) sowie im Bereich Projektmanagement (plus 6,7 Prozent).
Nach BITKOM-Prognosen wird sich die ITK-Branche weiter äußerst positiv entwickeln, nachdem sie gut durch die Krise gekommen ist. Getrübt wird das Bild allerdings durch die Entwicklung der Frauenquote. Sie lag 2010 im
ITK-Sektor auf dem tiefsten Stand seit zehn Jahren. Besonders dramatisch hat der Frauenanteil bei den typischen IT-Ausbildungsberufen abgenommen. Während die Zahl der männlichen Auszubildenden mit minus 1,1 Prozent nur leicht
gesunken ist, ist die Zahl der weiblichen Auszubildenden um 3,9 Prozent zurückgegangen. Nach Angaben des Bundesinstituts für berufliche Bildung (www.bibb.de) erreicht damit die Frauenquote in der Branche mit einem Anteilswert
von acht Prozent aller abgeschlossenen Ausbildungsverträge den niedrigsten Wert seit Jahren. "Die Arbeitgeber sollten jetzt dringend mit den Betriebsräten Maßnahmen entwickeln, mit denen sie die ITK-Branche für Frauen
attraktiver machen können. Im Vordergrund müssen Maßnahmen stehen, die es Frauen erleichtern, Beruf und Privatleben miteinander zu vereinbaren", forderte Helga Schwitzer. Gute Nachrichten gibt es hingegen bei der
Gehaltsentwicklung von Frauen. Ihre Gehälter gleichen sich immer mehr denen der Männer an.
"Die ITK-Branche ist einer der wichtigsten Wachstumsmotoren in Deutschland. Sie muss neben weiteren Ausbildungsplätzen den Beschäftigten über 50 verlässliche Zukunftsperspektiven und mehr Möglichkeiten zur
Weiterbildung bieten. Dafür setzt sich die IG Metall ein", betonte Schwitzer. In Krisenzeiten hätten sich die IG Metall-Tarifverträge zur Beschäftigungssicherung bewährt. Für 60 Prozent der
Beschäftigten in der Branche gelten bereits die tariflichen Standards des Flächentarifvertrages der Metall- und Elektronindustrie. Ähnliche Unterschiede lassen sich bei den Arbeitszeiten ausmachen: Die Mehrzahl der
Beschäftigten in tarifgebundenen ITK-Firmen haben eine vereinbarte Wochenarbeitszeit von bis zu 37,5 Stunden. In nicht tarifgebundenen Unternehmen dagegen liegt die regelmäßige Wochenarbeitszeit bei 40 Stunden und mehr.
Die Gehaltsanalyse der IG Metall bietet auf breiter empirischer Grundlage eine Übersicht über die tatsächlich gezahlten Jahresbruttoentgelte tarifgebundener und nicht-tarifgebundener Unter-nehmen. Hierzu wurden
verschiedene ITK-typische Tätigkeiten insgesamt 74 verschiedenen Jobs in 16 Jobfamilien zugeordnet und knapp 27.000 Daten aus 118 Betrieben ausgewertet. Das ist eine Steigerung der erfassten Daten um acht Prozent gegenüber dem
Vorjahr. Zudem bietet die Analyse durch einen Langzeitvergleich einen guten Überblick über die Jobentwicklung im Zeitraum von 1999 bis 2010.
Letzte Änderung: 15.03.2013