Gehaltsrunde 2010 bei der SAP AG

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28.01.2010 Nach der Nullrunde: Mind. 1 % für die meisten im Jahr 2010, durchschnittlich 3 %

Im Oktober 2009 hat der SAP-Vorstand "so nebenbei" verkündet, dass die Nullrunde 2009 nicht durch eine Nullrunde 2010 fortgesetzt werden soll. Weltweit sei eine Gehaltsanhebung der nach dem Personalabbau verbleibenden KollegInnen von durchschnittlich 5 % geplant. Wieviel das für die Kollegen in Deutschland bedeuten würde, blieb unklar. Aber die Hoffnung war geweckt.

Reaktionen im Betriebsrat

Die Liste ProMitbestimmung hakte im Walldorfer Betriebsrat sofort nach und forderte den Betriebsrat auf, den Arbeitgeber zu detaillierteren Erläuterungen zu veranlassen. Die Belegschaft der SAP in Deutschland dürfte sicher daran interessiert sein, zu erfahren, was diese 5 % real für sie bedeutet. Dabei muss man z.B. folgendes berücksichtigen: Im im asiatisch-pazifischen Raum sind für SAP-ArbeitnehmerInnen wegen des "Wettbewerbs um die besten Köpfe" überdurchschnittliche Gehaltserhöhungen üblich und in einigen Ländern sind Gehaltserhöhungen unterhalb der Inflationsrate gesetzlich oder vertraglich ausgeschlossen.

Informationsrechte muss man auch durchsetzen

Die Betriebsratsmehrheit konnte (oder wollte) diese Anfrage leider nicht klären, obwohl das Gesetz hier sehr eindeutig auf der Seite der Arbeitnehmervertretung ist. In § 80 (2) BetrVG heißt es u.a.: Zur Durchführung seiner Aufgaben nach diesem Gesetz ist der Betriebsrat rechtzeitig und umfassend vom Arbeitgeber zu unterrichten; ... - siehe unten in unserer Linkliste. Und da die "Fragen der betrieblichen Lohngestaltung" mitbestimmungspflichtig sind, muss der Betriebsrat diese Informationen bekommen. Wie sollte er sonst seinen gesetzlichen Aufgaben nachkommen?

Was lange währt ...

Ende Januar, mehr als sechs Wochen nach der ersten Ankündigung und immerhin noch zwei Wochen nach der Verkündung der vorläufigen Quartalszahlen, informierte der Vorstand die Belegschaft endlich genauer:

Die mittlere (durchschnittliche) Gehaltserhöhung wird in 2010 statt der weltweiten 5.0 % in Deutschland nur 3,0 % betragen. Wir gehen davon aus, dass das mittlere Prokopf-Budget wegen der letztjährigen Entlassungswelle also eher gesunken ist.

Ein Nachholen der ausgefallenen Gehaltsrunde wurde an die Bedingung geknüpft, dass die wirtschaftliche Lage sich verbessert. Diese "verbesserte wirtschaftliche Lage" wurde vom Vorstand gänzlich unabhängig von Gewinn und Marge über ein Wachstum des konzernweiten Produktumsatzes von 10% definiert.

Damit aber niemand leer ausgeht, wird auf Betreiben des Betriebsrats für die Belegschaft der SAP AG endlich mal 1 % gleichmäßig an alle verteilt. Ein erster Erfolg. Die restlichen 2 % werden individuell zugeteilt, d.h. darüber entscheidet - wie bei SAP üblich - der Vorgesetzte allein. Wie die Verteilung bei der Landesgesellschaft SAP D aussieht, ist noch unklar. Bei Steeb kann es passieren, dass man doch leer ausgeht, weil die 3 % komplett als "Durchschnittswert gelten", also individuell verteilt werden. Von den angekündigten 5 % ist also nur 1 % sicher. Aber eben auch nicht für alle ...

Die für Beförderungen und Anpassungen, z.B. nach der Probezeit, vorgesehenen 0,5 % können wegen der Vergleichbarkeit mit anderen Unternehmen nicht in die Erhöhung des Gehaltsbudgets einbezogen werden. Bleiben also 3 % für die durchschnittlichen Gehaltserhöhungen in Deutschland.

Ein Alleinstellungsmerkmal der SAP

Der Vollständigkeit halber sollte hierbei erwähnt werden, dass bei gewerkschaftlich erkämpften Entgelterhöhungen alle Arbeitnehmer Anspruch auf die tarifliche Erhöung haben und dass die Beförderungsausgaben eines Betriebes nie dazu gerechnet werden, denn diese Marge unterliegt nicht dem Tarifvertrag (siehe unten in unserer Linkliste: Tarif 2007).

Fassen wir zusammen ...

Dem einen dies ...

Solange die Nullrunde 2009 nicht - wie ursprünglich angedacht - kompensiert wird, und die damit verbunden Nachverrechnungsmodalitäten geklärt sind, ergibt sich für 2009 und 2010 zusammen leider immer noch nur eine durchschnittliche Entgelterhöhung von 1,5 % pro Jahr bei einer zugesagten Mindesterhöhung von 0.5% für die meisten.

Zur Erinnerung

Dem anderen das. SAP bleibt sich treu

Die Gewinnmarge des SAP-Konzerns lag zuletzt bei über 27 % und soll im nächsten Jahr auf 30 bis 31 %, später dann auf 35 % steigen. Dazu wird Léo Apotheker, Vorstandsvorsitzender der SAP, am 27.1.2010 in DIE ZEIT mit Sätzen wie "Unser Wachstum ist wieder da", und "2010 wird ein starkes Jahr für die SAP" zitiert. Gleichzeitig stellt der Finanzvorstand und Arbeitsdirektor der SAP AG, Werner Brandt, fest: "Auch in den nächsten Monaten sei absolute Kostendisziplin angesagt" und "der Gürtel bleibt eng" (Börse-ARD, siehe unten). Da der Vorstand empfahl, die Dividende nicht zu kürzen, sind von dieser Brandt-Meldung wohl wieder nur die MitarbeiterInnen betroffen ...

Letzte Änderung: 08.02.2016