SAP: Null-Runde und Nasenprämien

SAP-Entgeld im Geheimen

29.09.2009 Trotz einer operativen Gewinnmarge von über 25% hat SAP den Beschäftigten für 2009 eine Nullrunde verordnet, aber Nasenprämien gibt es trotzdem

Der Walldorfer Softwarekonzern SAP will Kosten sparen, sagt er. 170 Millionen Euro allein in Deutschland. Deshalb gab es 2009 keine generelle Gehaltsrunde - also eine Nullrunde für alle Beschäftigten, hieß es. Außerdem baute das Unternehmen weltweit über 3000 Stellen ab, davon in Deutschland über 600. Das kann man auch mit "Surfen auf der Krise" bezeichnen, denn diese außergewöhnlichen Sparmaßnahmen finden statt, obwohl SAP eine operative Gewinnmarge von über 25% (Non-GAAP) aufweist, siehe Linkliste unten!

Sonderprämienprogramme statt Gehaltsrunde

Aber apropos Sparmaßnahmen: Erstens muss klar sein, dass eine hastige Personalreduzierung auch immer Geld kostet. So hat der weltweite Personalabbau eine große Summe "Abfindungszahlungen" verschlungen. Und ungeachtet aller Beteuerungen zu sparen, gibt es zweitens für ausgewählte Beschäftigte weiterhin auch noch diverse Sonderprämienprogramme. Dies wird den Mitarbeitern von SAP-Seite aber nicht gesagt. Von diesem Programm erfuhr jetzt erstmals die SAP-Belegschaft durch die DGB-Betriebsgruppe "ProMitbestimmung".

Mitbestimmung gilt für alle Entgeltregelungen

Mitbestimmung gilt bei SAP für alle Entgeltregelungen

Auch bei "Sonderprämien" gilt die Mitbestimmung des Betriebsrats und dabei ist immer der Gleichheitsgrundsatz zu beachten, betont SAP-Betriebsratsmitglied Johannes Reich. "Ohne die Programme und ihre Regeln zu kennen, kann weder der Betriebsrat noch ein Beschäftigter beurteilen, ob ein Anspruch auf Sonderprämie vorliegt oder nicht. Unsere Aufgabe als Betriebsräte ist es, dafür zu sorgen, dass die Beschäftigten ihren Anspruch auf Gleichbehandlung auch durchsetzen können" sagt Johannes Reich. Nicht neu ist, dass dem Anspruch eines "akzeptablen" Entlohnungssystems monetäre Anreizsysteme nur gerecht werden können, wenn die nötige Transparenz gegeben ist und im Ergebnis nachvollziehbare Prämien ausgeschüttet werden.

Transparenz ist unverzichtbar

Transparenz verhindert Ungleichbehandlung

Mit kritischen Nachfragen beim Management und entsprechenden Informationen an die Belegschaft will die DGB-Betriebsgruppe mit ihrer Liste "ProMitbestimmung" im SAP-Betriebsrat weiterhin für deutlich mehr Transparenz im Beurteilungs- und Entgeltsystem bei SAP sorgen (siehe auch Linkliste unten, 2007). Denn der Betriebsrat kann seine Mitbestimmungsrechte bei der Entlohnung nur bei vorhandener Transparenz zugunsten der Belegschaft durchsetzen, siehe § 87 BetrVG unten in der Linkliste. Die Gesetzeslage ist diesbezüglich sehr eindeutig: Der Betriebsrat hat darüber zu wachen, dass die zugunsten der Arbeitnehmer geltenden Gesetze, Verordnungen, Unfallverhütungsvorschriften, Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen durchgeführt werden, sagt § 80 BetrVG. Außerdem ist eine fehlende Transparenz stets ein Anzeichen für einen autoritären, rigiden Führungsstil, der sich erfahrungsgemäß negativ auf die gesamte Arbeitssituation auswirkt.

Zur Frage, was man mit der Gewerkschaft zur Verbesserung seiner eigenen Arbeitnehmerposition beitragen kann, siehe unten in der Linkliste: "Was hat die Gewerkschaft schon erreicht?".

Letzte Änderung: 16.03.2013