Arbeitszeiten und Kündigungsschutzes

25.08.2004 Betriebsräte der Firma Dieffenbacher aus Eppingen haben zum obigen Thema einen Leserbrief an die Rhein-Neckar-Zeitung Ausgabe Kraichgau geschrieben.

Die ständigen Forderungen nach unbezahlter Verlängerung der Arbeitszeit, Abschaffung des Kündigungsschutzes sowie Lohnverzicht der Arbeitnehmer können nicht länger kommentarlos hingenommen werden.

Die generelle Erhöhung der Arbeitszeit auf bis zu 42, 45 oder gar 50 Std./Woche schafft in Deutschland keine neuen Arbeitsplätze, sondern diese Erhöhung produziert im Gegenteil noch mehr Arbeitslose und schwächt dadurch die Kaufkraft der Arbeitnehmer, insbesondere die Inlandsnachfrage.

Erschreckend ist auch die Zunahme der Verstöße seitens der Arbeitgeber gegen das geltende Tarif- und Arbeitsrecht.
Der unter der Regierung Kohl schon einmal gelockerte Kündigungsschutz brachte keine zusätzlichen Arbeitsplätze.

In fast allen entwickelten Ländern gibt es Regelungen und Gesetze zum Kündigungsschutz.
Es entsteht der Eindruck, dass "heuern" und "feuern" in Deutschland zum Alltag gehören soll.
Wie mit solchen Methoden die Qualität der Arbeit und das Engagement der Mitarbeiter erhalten oder gesteigert werden soll, ist nicht nachvollziehbar.

Die Ausnutzung bereits bestehender flexibler Arbeitszeiten sind das weitaus bessere Heilmittel, um die Auslastung der Betriebe sowie die Belange der Beschäftigten zu vereinen.
Bei Dieffenbacher haben Betriebsrat und Geschäftsleitung schon 1996 eine Betriebsvereinbarung abgeschlossen, welche die Absenkung der Arbeitszeit auf 30 Std. sowie eine Anhebung auf 40 Std./ Woche durch Ausnutzung von Zeitkonten regelt, ohne dass der Firma dadurch Mehrkosten entstehen. Außerdem gibt es bereits eine Anzahl von Schichtmodellen, welche die Ausweitung der Maschinenlaufzeiten auf bis zu 18 Stunden täglich ermöglichen.
In vielen anderen Unternehmen gibt mittlerweile ähnliche Vereinbarungen.

Die ständigen Forderungen nach Lohn-/ Gehaltsverzicht, sowie Verzicht auf Sonderzahlungen kombiniert mit der Drohung Arbeitsplätze zu verlagern oder Betriebsteile auszugliedern, bringt für die Unternehmen nur einen kurzfristigen Vorteil. Die Wettbewerber am Markt werden sofort nachziehen und Ihre Belegschaften mit ähnlichen Forderungen konfrontieren, so dass schlussendlich niemand mehr einen Wettbewerbsvorteil hat.

Als Negativfolge für die Unternehmen würde die Inlandsnachfrage noch weiter sinken und in Folge dessen sowohl die Investitionsgüter- als auch die Konsumgüterindustrie (Autos, Möbel, Bekleidung, IT-Branche etc.) in einem Sog nach unten gezogen werden.
Diese Abwärtsspirale birgt wiederum die Gefahr noch weiter steigender Arbeitslosigkeit.

Aufgehalten werden kann diese Entwicklung nur durch Schaffung neuer Arbeitsplätze und nicht durch Arbeitszeitverlängerungen !!!

Werner Fischer/ Bernhard Müller
Betriebsräte der Fa. Dieffenbacher in Eppingen

Letzte Änderung: 21.03.2013