Dramatik am Ausbildungsmarkt unverändert

Görner

02.04.2008 Frankfurt/Main - Die Lage auf dem Ausbildungsstellenmarkt bleibt aus Sicht der IG Metall kritisch.

"In der beruflichen Ausbildung ist eine wirkliche Trendwende erneut nicht erreicht worden. Trotz des konjunkturellen Aufschwungs und einer Erhöhung der Ausbildungsverträge hat sich nichts an der Dramatik bei der beruflichen Aus- und Weiterbildung verändert", sagte IG Metall-Vorstandsmitglied Regina Görner am Mittwoch in Frankfurt anlässlich der Verabschiedung des Berufsbildungsberichtes der Bundesregierung.

Fast 100.000 Bewerberinnen und Bewerber seien bislang ohne ein konkretes Ausbildungsangebot. Der Ausbildungspakt sei weiterhin gescheitert. "Die Paktpartner sonnen sich in Erfolgen, die nur auf dem Papier stehen. Politiker verlieren dadurch bei den jungen Menschen immer mehr an Vertrauen", kritisierte die Gewerkschafterin. Während 1992 von 760.000 Schulabgängern noch rund 595.000 Ausbildungsverträge abschließen konnten, begannen 2007 von 946.200 nur 625.900 ein Ausbildungsverhältnis. Dass der Ausbildungspakt nicht greife, bestätige auch der von der Bundesregierung angekündigte Ausbildungsbonus. "Die Allgemeinheit der Beitragszahler muss die Kohlen für die Wirtschaft aus dem Feuer holen", sagte Görner.

Gleichzeitig sei die berufliche Weiterbildung an einem Tiefpunkt angekommen, kritisierte die Gewerkschafterin. Die Kürzungen bei den staatlichen Zuschüssen für Weiterbildungsmaßnahmen führten in vielen Fällen dazu, dass das Angebot reduziert und seit 2003 cirka 40.000 Beschäftigungsverhältnisse im Weiterbildungsbereich aufgelöst wurden. Die Zahl der Teilnehmer an allgemeinen Weiterbildungsmaßnahmen stagniere, die Teilnahme an beruflicher Weiterbildung sinke sogar. Die europäische Betriebsbefragung Continuing Vocational Training Survey III zeige, dass Deutschland auch im europäischen Vergleich bei der betrieblichen Weiterbildung immer weiter zurückfalle. "Angesichts des sich abzeichnenden Fachkräftemangels ist diese Entwicklung dramatisch. Anstatt auf die Gewinnung von ausländischen Fachkräften zu setzen, wie es Teile der Wirtschaft fordern, sollten die Potenziale in Deutschland, unabhängig von der nationalen Zugehörigkeit, genutzt werden", sagte Görner. Längst überfällig sei ein System der Finanzierung der beruflichen Aus- und Weiterbildung mit einer gerechten Beteiligung aller Unternehmen.

Letzte Änderung: 18.03.2013