Ist SAP politischer geworden?

SAP ist immer eine Schlagzeile wert

23.07.2007 SAP-Kultur: Konsens durch fehlende Transparenz?

Am 22.6.2007 haben wir von unserer Ein-Jahr-Feier anlässlich der Betriebsratsgründung 21.6.2006 berichtet, zu der die Gruppe ProMitbestimmung nach Walldorf am 21.6.2007 eingeladen hatte.

Nicht nur, dass am 21.6.2006 ein Betriebsrat aus 414 Kandidaten, die auf 10 verschiedenen Listen kandidierten, mit sehr hoher Wahlbeteiligung gewählt wurde. Mit der erstmaligen Wahl eines Betriebsrats in der SAP AG ist auch für die SAP-Belegschaft etwas mehr Transparenz in die Dietmar-Hopp-Allee eingezogen.

Trotz der bis dahin gültigen, viel gepriesenen SAP-Konsens-Kultur: "Wir regeln die betrieblichen Verhältnisse und eventuell auftretende Probleme mit großer Übereinstimmung zwischen der SAP-Unternehmensleitung und den 8 Arbeitnehmervertretern ... und ... das völlig geräuschlos", mussten die KandidatInnen und Betriebsratsgründer der Liste ProMitbestimmung feststellen, dass die SAP in wichtigen Bereichen wie "Systematik des Gehaltsystems" für die Beschäftigten äußerst intransparent war. Die SAP-Leitung schlug dann konsequent sogar den gerichtlichen Weg ein, um zu verhindern, dass die Liste ProMitbestimmung die innerbetriebliche Transparenz über die Gehaltsbandbreiten herstellt. Diese und viele andere merkwürdige Eskapaden der SAP-Führung schlugen vorhersagbar fehl: SAP ist eben doch weder eine Insel im Meer der mitbestimmten Großkonzerne noch ein exterritoriales Unternehmen.

Die Süddeutsche Zeitung hat das Jubiläum zum Anlass genommen, um sich und ihre LeserInnen über die geänderten SAP-Verhältnisse sachkundig zu machen.

Was ist Politik?

Pro Mitbestimmung - das ist unser Programm

Laut SZ sind der Betriebsratsvorsitzenden Helga Classen unsere KandidatInnen der Liste ProMitbestimmung zu politisch. Unter Politik versteht man aber gemein hin die aktive Teilnahme an der Gestaltung und Regelung menschlicher Gemeinwesen, also alle zielgerichteten Handlungen, die allgemein verbindliche Regeln sozialer Gemeinschaften bestimmen (Verband, Gemeinde, Staat, aber auch Unternehmen). Der Begriff wird aus dem griechischen Begriff "Polis" für "Gemeinschaft oder Stadt" abgeleitet (die Gemeinschaft betreffend).

Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Politik nicht stattfindet, wenn man sich daran nicht beteiligt. In der Zeit "vor" der Betriebsratswahl gab es doch auch schon jede Menge Regeln bei SAP. Wer hat die bestimmt? Wer hatte die SAP-Politik, die sich verbindlich auf alle MitarbeiterInnen auswirkte, zu verantworten? Seit 21.6.2006 ist endlich ein SAP-Betriebsrat mit in diese Handlungen und in dieses Regelwerk zugunsten der MitarbeiterInnen eingebettet - Mitbestimmung hat Einzug gehalten. Ein Hauptziel der Liste "ProMitbestimmung".

Somit ist es bei der SAP nicht "politischer" geworden, sondern die Handelnden sind neu, die Handlungsbasis ist verbindlicher, die Entscheidungsfindung ist transparenter geworden (durchschaubarer, nachvollziehbarer). Es sind von der Belegschaft gewählte und mit erheblich besseren Rechten ausgestattete Betriebsräte, die es zuvor nicht gab. Bei SAP hat damit aufgehört, dass der Vorstand alleine die Regeln bestimmen kann, die anschließend von einer Handvoll AR-Mitgliedern zur Kenntnis genommen werden.

Siehe SZ-Artikel vom vergangenen Wochenende in unserer Linkliste unten.

Letzte Änderung: 20.03.2013