AUB - Tarnorganisation des Arbeitgebers
Die "Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Betriebsangerhöriger" AUB ziert sich auf ihren teuren Wahlplakaten gern mit zusätzlichen Beiwörtern wie: "Die andere Gewerkschaft" und "Unabhängig. Ideologiefrei. Zukunftsorientiert" (siehe Anhang). Nichts von allem ist wahr, wie man jetzt im Stern Nr. 23 v. 31.5.2007 auf den Seiten 118-123 umfassend nachlesen kann. Hier schreiben nicht einige umsatzorientierte Journalisten und hier behaupten auch nicht irgendwelche unbekannten Personen; hier spricht der ehemalige Ex-AUB-Chef selbst, der inzwischen inhaftierte Wilhelm Schelsky.
AUB: Arbeitgeber-Tarnorganisation statt "andere Gewerkschaft"
Unsere Erfahrungen mit dem betrieblichen und besonders mit dem politischen Auftreten der AUB und deren arbeitgeberfreundlichen Aktionen gegen die Interessen der Belegschaften decken sich nicht nur mit den Schilderungen des Stern-Artikels, sie gehen weit darüber hinaus. Wir können deshalb nur empfehlen, sich den Stern-Artikel aufmerksam durchzulesen. Prädikat des aktuellen Stern-Artikels: "Sehr lesenswert". Nichts daran ist Spekulation. Und die Verlierer sind immer die Arbeitnehmer, die der AUB geglaubt, sich ihren Vertretern anvertraut und ihnen bei einer Betriebsratswahl ihre Stimme gegeben haben.
Information ist die Voraussetzung für verantwortliches Handeln
Ein normales Belegschaftsmitglied (auch ein einfaches AUB-Mitglied) kann wohl kaum die Machenschaften und die millionenschweren Aufwändungen der Arbeitgeber zur Erzeugung einer arbeitgeberfreundlichen Haltung im Betriebsrat und in der Belegschaft durchblicken. Aber ein BR-Mitglied und ein Gewerkschaftsmitglied, das sich für politische Zusammenhänge in der Arbeitswelt interessiert, sollte zumindest jede Gelegenheit ergreifen, sich das erforderliche Wissen für ein verantwortliches Handeln anzueignen.
AUB auch bei SAP aktiv
Dies insbesondere auch deshalb, weil die AUB als "die andere Gewerkschaft" nicht nur bei Siemens aktiv ist, sondern weit darüber hinaus. Auch bei der SAP-Betriebsratswahl war der Verband aktiv und ist es wohl immer noch. Und auch deshalb, weil ein Arbeitgeber nicht untätig wird, nur weil jetzt der AUB-Skandal teilweise aufgedeckt wurde und zukünftig weiter aufgedeckt wird. Neue Wege zum Unterwandern der Arbeitnehmerinteressen werden gesucht und gefunden werden. Wenn sich jetzt die AUB-Verantwortlichen in ihrer aktuellen Pressemitteilung (siehe Linkliste) als unwissend und damit unschuldig hinstellen, setzt das dem Fass die Krone auf. Die Tagesschau zitiert diese Arbeitgeber-Tarnorganisation jetzt mit: "AUB plant Neuanfang" (siehe unsere Linksammlung). Wir fragen: "Was haben wir Arbeitnehmer von einem Neuanfang einer korrupten Organisation zu erwarten"? Das Geschäftsmodell "AUB" ist nicht entstanden in der Auseinandersetzung mit den Arbeitgebern. Die AUB ist entstanden in der Abgrenzung zu den Gewerkschaften. Wenn sich eine Organisation vom Arbeitgeber fürstlich bezahlen lässt, wird sie vielleicht reich, aber "unabhängig" bestimmt nicht, schon gar nicht vom Arbeitgeber.
AUB = Arbeitgeber unterwandert Belegschaft
Für einzelne AUB-Mitglieder mögen die Zusammenhänge "SIEMENS und AUB" verborgen geblieben sein, für AUB-Verantwortliche kann das nicht gelten. Wenn man zweistellige Millionenbeträge aus nicht näher genannten Quellen zur Stärkung der Organisation bekommt, dürfte man schon mal nachfragen, wer denn der Spender ist und unter welchen Auflagen gespendet wurde (denn Spenden sind meist keine Geschenke sondern Investitionen, d.h. Zuwendungen mit strengen Auflagen und Gewinnerwartungen). Und wenn man nicht nachfragen darf, weil der Verbandchef böse wird, wenn man unbequeme Fragen stellt, dann darf man nicht länger Mitglied bleiben, will man sich nicht mitschuldig machen.
19.4.2007 - Die IG Metall stellt Strafantrag
Wie man weiß, hat die IG Metall Mitte Aprill Strafantrag "gegen Unbekannt" gemäß § 119 BetrVG gestellt, u.a. wegen möglicher Begünstigung von BR-Mitgliedern der AUB, siehe Linksammlung. Was wir damit erreichen wollen ist eine Schärfung des Bewusstseins. Eine Belegschaft muss sich darauf verlassen können, dass da, wo Gewerkschaft draufsteht auch Gewerkschaft drin ist, d.h. aber auch, dass alle gewerkschaftlich organisierten BR-Mitglieder sich nach besten Kräften, vertrauenswürdig und nachprüfbar "für die Interessen der Belegschaft" einsetzen. Wir sind nicht gegen unterschiedliche Auffassungen, wie die Interessen der Arbeitnehmer in der täglichen BR-Arbeit konkret gewahrt werden können. Aber der Arbeitgeber darf weder indirekt noch direkt die Arbeit der Betriebsräte behindern oder stören, sei es durch Vorteilsgewährung seiner Günstlinge, durch Gefügigkeitsprämien seiner Tarnorganisation oder durch Benachteiligung der tatsächlich gewerkschaftlich, sprich solidarisch handelnden BR-Mitglieder, siehe § 78 BetrVG in unserer Linkliste.
Links:
Nachtrag 30.9.2008 - SZ - Schelsky vor Gericht: "Jeder hätte nachrechnen können"
30.05.2007 - Ehemaliger AUB-Chef: Millionenhonorare von Siemens zur Stärkung der AUB
30.05.2007 - Ex-AUB-Chef Schelsky bringt Siemens-Vorstand in Bedrängnis
29.05.2007 - Ex-AUB-Chef Schelsky: Brachialer Charme
17.02.2007 - W. Schelsky - Von der AUB-Verbandsspitze ins Gefängnis
15.02.2007 - Dubiose Unternehmensverflechtungen W.Schelsky - Siemens AG
30.05.2007 - Likedeeler-online: Wilhelm Schelskys legale Machenschaften
ml&s GmbH & Co. KG - Mit Unterstützung der AUB aus dem Flächentarif ausgestiegen
Geschichte der "Nachrichtenelektronik Greifswald" - Heute ml&s GmbH&Co.KG (Schelsky)
W. Schelsky - AUB-Chef tief in der Siemens AG verwurzelt
01.06.2007 - Betriebsräte treten aus der AUB aus
01.06.2007 - AUB plant Neuanfang
30.05.2007 - Stellungnahme der AUB zum Bericht im STERN
23.04.2007 - Netzzeitung - Wie Siemens sich eine sog. "andere Gewerkschaft" kaufte
19.04.2007 - AUB - Die IG Metall stellt Strafantrag
12.04.2007 - Die Zeit - Machtkampf im Betriebsrat
Betriebsverfassungsgesetz: " § 78 BetrVG " Schutzbestimmungen
Letzte Änderung: 20.03.2013