1. Mai in Heidelberg - wie war's?
Bei strahlendem Sonnenschein beteiligten sich an mehr als 450 DGB-Veranstaltungen in ganz Deutschland etwa 530.000 Menschen an den diesjährigen Maifeierlichkeiten. Der aktuellen wirtschaftlichen Situation angemessen wurden auch deutlich höhere Löhne für die Beschäftigten in Deutschland gefordert. Wachsendes Einkommen nur in den Vorstandsetagen und explodierende Gewinnmitnahmen bei den Aktienbesitzern werden die Gewerkschaften nicht kampflos hinnehmen. Zum Schutz vor Ausbeutung durch Dumpinglöhne war auch die Einführung eines Mindestlohns eine der Forderungen an diesem 1. Mai.

Nicht nur der DGB als Dachverband, auch die zum DGB gehörenden Einzelgewerkschaften kündigten zudem an, dass sie das Thema "Rente mit 67" zum Wahlkampfschwerpunkt der nächsten Bundestagwahl machen wollen. Solange es ein "Heer älterer Langzeitarbeitsloser" gebe und Menschen über 50 faktisch keine Chance auf auf einen angemessenen Arbeitsplatz hätten, sei die Anhebung des gesetzlichen Rentenalters "politisch pervers". "Rente mit 67" ist somit lediglich ein verharmlosender Begriff für Rentenkürzung.
Das Interesse an einen allgemeinen Informationsaustausch war an diesem 1. Mai wieder sehr hoch, auch in Heidelberg, wenn auch im überschaubaren Rahmen. Es ist leider so, dass man die betrieblichen Erfahrungen selten kompetent aus der Presse entnehmen kann. Die Arbeitswelt spielt sich jenseits der Öffentlichkeit ab und ist deshalb meistens kein Thema in den Medien. Gerade der Aspekt "Informationsaustausch" ist aber ein Grundpfeiler der Mai-Kundgebungen. Menschen, die sich um ihre Arbeitsplätze und um das Arbeitsleben Gedanken machen, nutzen gerne diesen "Tag der Arbeiterbewegung". Tue Gutes und rede darüber. Das macht auch anderen Menschen Mut, nicht einfach alles hinzunehmen. Selbst aktiv sein für eine bessere Arbeitswelt. Siehe auch Bilderserie im Anhang dieser Meldung.

Auch ein SAP-Stand war dieses Jahr wieder dabei, wie schon im vorigen Jahr. Zum Stand gehören auch die im Betrieb und im Betriebsrat aktiven Mitglieder der Gruppe ProMitbestimmung, die sehr viel Neues aus dem SAP-Arbeitsleben aus eigener Anschauung zu berichten wussten. Wenn auch die SAP-MitarbeiterInnen noch nicht aktiv an der tariflichen Auseinandersetzung beteiligt sind - immerhin kennt man ja bei SAP keinerlei Tarifvertrag oder tarifliche Absicherung - so gibt es doch seit dem 21. Juni 2006 erstmalig einen Betriebsrat bei der SAP AG. In der Folgezeit kam es zur Gründung weiterer Betriebsratseinheiten, so dass sich bei SAP mittlerweile über 100 BR-Mitglieder um die Belange der Belegschaft kümmern. Die ersten Erfahrungen in der teilweise auch gerichtlichen Auseinandersetzung mit der SAP-Leitung über die Kompetenzen eines Betriebsrats und über die Notwendigkeit einer guten Öffentlichkeitsarbeit waren dann auch im Mittelpunkt der diesjährigen Gespräche am Stand.
Links:
Maikundgebung 2007 - Gelsenkirchen: Rente mit 67 als Wahlkampfthema
IG Metall Bruchsal: "Mit 60 schafft so gut wie keiner mehr"
DGB fordert sozial gerecht handelnde Politiker
"Löhne müssen zum Leben reichen"
IG Metall-Presseerklärungen vom 1. Mai 2007
Letzte Änderung: 20.03.2013