Wie schlagkräftig wird der Aufsichtsrat?

Zig Milliarden Euro warten auf eine exorbitante Verzinzung

26.04.2007 Die Finanzwelt rechnet mit einer großen Übernahme noch in diesem Jahr

In der heutigen Financial Times Deutschland wird Henning Kagermann, Vorstandsvorsitzender der SAP AG, mit der Aussage zitiert, er habe "keine Anzeichen für ein Interesse von Private Equity" an SAP. Ob er tatsächlich keine Anzeichen hat oder nur nicht darüber reden will, bleibt sein Geheimnis. Gleichwohl kommt die SAP AG laut einem in der aktuellen Capital veröffentlichten Bedrohungsranking der deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management DVFA immerhin auf Rang 10 von 30 DAX-Konzernen. Die für Capital erstellte Exklusivestudie basiert auf einer Befragung von 273 "Investmentprofis" aus Banken, Anlagengesellschaften und Fonds. Erstmals werden hierin die Bedrohungspotenziale für jeden der 30 im DAX notierten Konzerne umfassend ermittelt (siehe Linkliste unten, Angriff auf deutsche Konzerne).

Egal, wen's zuerst treffen wird, einen Coup erwarten viele binnen Jahresfrist. An der Finanzierung scheitern solche unerwünschten Aufkäufe jedenfalls nicht mehr, das Zusammenleihen von Milliardenkrediten ist an der Tagesordnung, denn es lauert extrem viel Geld im Markt, stets auf dem Sprung, gewinnbringend investiert zu werden.

Der wichtigste Faktor, der Unternehmen zu potentiellen Übernahmeopfern macht, sind mäßige Börsennotierungen. Continental war bereits in der Schusslinie, bevor eine vorzeitige Indiskretion den Aktienwert derart in die Höhe schießen ließ, dass eine Übernahme durch das Konsortium um Goldmann Sachs, Permira und dem US-Übernahmespeziallisten KKR auf der Zielgeraden platzte.

Der Noch-Konzernchef der Siemens AG, Klaus Kleinfeld, ließ dem Vernehmen nach im vorigen Jahr die Zentralabteilung Corporate Development mögliche Angriffspläne analysieren und einen Maßnahmenplan zur Abwehr von sog. Aktivisten-Hedgefond entwickeln. Die Capital-Studie stuft demzufolge Siemens auch als weniger gefährdet als SAP ein (Rang 24 von 30). Ganz aktuell fehlt allerdings bei Siemens eine eingearbeitete, schlagkräftige Konzern-Spitze nach dem Rücktritt des AR-Vorsitzenden Heinrich von Pierer und dem unerwarteten, jetzt absehbaren Ausscheiden des Vorstandvorsitzenden Klaus Kleinfeld. Das könnte im entscheidenden Augenblick die erforderliche Sachkompetenz und Reaktionsgeschwindigkeit hemmen. Was passieren kann, wenn Banken im Aufsichtsrat das Sagen haben, konnten wir im Falle Mannesmann studieren.

Für Arbeitnehmervertreter im Aufsichtrat heißt es jetzt noch mehr aufpassen und schnellstmöglich verlässliche, von der Kapitalseite unabhängige Informationen gewinnen. Die von ihnen vertretenen Arbeitnehmer haben nicht nur Übernahmeschlachten mit allen negativen Risiken zu befürchten. Auch wenn sich der eigene Konzern quasi zum Selbstschutz schlank macht, sprich tausende Arbeitsplätze durch Spartenverkäufe abstößt wie z.B. jüngst die Siemens AG ihre Handysparte an BenQ oder die Linde AG ihre ehemalige Keimzelle, die Kältetechnik-Sparte. Das Nachsehen haben immer die vom Arbeitsplatz Abhängigen: Immer sind 1000e Arbeitsplätze und damit Arbeitnehmer-Existenzen bedroht.

Letzte Änderung: 20.03.2013