1. Mai 2007 in Heidelberg - Moving Day
Du hast mehr verdient! Mehr Respekt. Soziale Gerechtigkeit. Gute Arbeit
Beginnen werden die Feierlichkeiten um 10.00 Uhr mit einem Demonstrationszug vom Bismarckplatz zum Veranstaltungsort. Dieser Zug wird von westafrikanischen Trommeln zum Marktplatz an der Heiliggeistkirche rhythmisch und lautstark begleitet. Dort werden die Teilnehmer von der Band "Woodheads" empfangen.
Die Veranstalter haben dieses Jahr auf große Reden verzichtet. Einzig, die Kollegin von der Gewerkschaft Ver.di, Mia Lindemann, wird als Hauptrednerin zu den Gästen sprechen. Des Weiteren wurden 3 Podiumsdiskussionen organisiert. Moderiert werden die Diskussionen zwischen Betriebs- und Personalräten, der Jugend und zwischen den Hauptamtlichen der verschiedenen Gewerkschaften vom Zeitungs- und Rundfunkredakteur des SWR, Christan Scharff. Für das leibliche Wohl wird ebenfalls ausreichend gesorgt sein. Neben preisgünstigem Frühstück wird es verschiedene Stände mit nahrhaften und natürlich auch flüssigen Köstlichkeiten im Angebot geben. Das bunte Bild wird von rund 20 Ständen von verschiedenen Organisationen und gewerkschaftsnahen Vereinen abgerundet.
Moving Day für den Acht-Stunden-Tag

Die Wurzeln dieses Feiertages liegen weit über 100 Jahre in der Vergangenheit. Am 1. Mai 1886 organisierten in den USA Arbeiter/-innen einen Streik zur Einführung des "Acht-Stunden-Tages". Der 1. Mai galt in den USA traditionell als "Moving day", als Stichtag für den Abschluss oder die Aufhebung von Verträgen, häufig verbunden mit Arbeitsplatz- und Wohnungswechsel.
In Chicago kam es dabei zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und den Streikenden, bei denen sechs Demonstranten erschossen wurden. Bei einer darauf folgenden Protestkundgebung am Haymarket Chicagos ereignete sich ein Bombenanschlag (der genaue Hergang ist bis heute ungeklärt). Unter anderem wurden dabei acht Polizisten getötet. Daraufhin folgten acht Anklagen mit vier vollstreckten Todesurteilen, zwei Todesurteilen, die später jeweils zu lebenslanger Haft umgewandelt wurden und einer 15jährigen Freiheitsstrafe, obwohl es keinerlei Beweise für eine Verbindung der Angeklagten zu dem Bombenanschlag gab.
Große internationale Kundgebung für den Acht-Stunden-Tag
Auf Grund dieser Geschehnisse fassten die Delegierten des Internationalen Sozialistischen Arbeiter/-innenkongress am 20. Juli 1889, Schlusstag des 7-tägigen Kongresses, den folgenden Beschluss: "Es ist für einen bestimmten Zeitpunkt (1. Mai in Gedenken des Chicagoer Streiks) eine große internationale Kundgebung zu organisieren, und zwar dergestalt, dass gleichzeitig in allen Ländern und in allen Städten an einem bestimmten Tage die Arbeiter an die öffentlichen Gewalten (Behörden) ihre Forderungen richten, den Arbeitstag auf acht Stunden festzusetzen und die übrigen Beschlüsse des internationalen Kongresses von Paris zur Ausführung zu bringen."
Ein Feiertag der besonderen Art

Noch bis nach dem Ersten Weltkrieg galt das Ruhen der Arbeit am 1. Mai zumeist als Streik. Nach dem 1. Weltkrieg (1914-18) und den damit verbundenen Arbeiteraufständen (Novemberrevolution 1918/19 - Umwandlung des Deutschen Reiches von einer konstitutionellen Monarchie in eine parlamentarisch-demokratische Republik) erklärte die Weimarer Nationalversammlung schließlich den 1. Mai 1919 zum gesetzlichen Feiertag, aber nur für 1919. Gleichzeitig wurden die Forderungen nach dem 8-Stunden-Tag und dem Frauenwahlrecht erfüllt.
Die Entscheidung darüber, ob auch zukünftig der 1. Mai als Feiertag gelten sollte, oblag allerdings dem Ermessen der einzelnen Länderregierungen. Es waren dann ausgerechnet die Nazis, die den 1. Mai 1933 mit propagandistischer Absicht zum "Tag der Nationalen Arbeit" erklärten und den 1. Mai zum gesetzlichen Feiertag machten. Dass dies kein Sieg der Arbeiterbewegung war, wurde bereits am darauffolgenden Tag deutlich gemacht. An diesem Tag wurden alle Einrichtungen der Freien Gewerkschaften von SA und SS besetzt, Gewerkschaftsfunktionäre wurden verhaftet, verschleppt, misshandelt und später getötet. Es wurden zunächst die Presseorgane der Gewerkschaften, später dann die freien Gewerkschaften selbst verboten, um sie schließlich durch die regimetreue Zwangsorganisation "Deutsche Arbeitsfront" zu ersetzen. Das deutsche Volk konnte dann die folgenden 12 Jahre hautnah erleben, wie die Arbeits- und Lebensbedingungen ohne den Schutz durch freie Gewerkschaften und ohne demokratische Strukturen aussehen.
ANMERKUNG:
Auch wenn bei uns und in vielen anderen Ländern der 1. Mai als der "Tag der Arbeiterbewegung" gefeiert wird, in den USA wird seit 1894 der erste Montag im September als "Labour Day" begangen.
Zukunft braucht Vergangenheit
Der 1. Mai hat also eine sehr bewegte Geschichte. Stets ging es den Akteuren um menschliche Gestaltung der Arbeit und um den Ausbau demokratischer Rechte. In dieser Tradition findet noch heute der "Tag der Arbeit" auch in Heidelberg statt. Wer eine Zukunft haben will, muss sich seiner Vergangenheit erinnern. Die auch in Deutschland spürbaren Folgen der Globalisierung und die massiven Änderungen der Struktur der Arbeitsverhältnisse machen deutlich, dass der 1. Mai nach wie vor als Kampftag der Arbeiterbewegung notwendig ist. Die Arbeits- und Sozialbedingungen der Beschäftigten und die Forderung nach mehr sozialer Gerechtigkeit stehen im Mittelpunkt der diesjährigen Veranstaltung.
Das Team der IG Metall-Verwaltungsstelle Heidelberg und die anderen Mitgliedsgewerkschaften des DGB würden sich freuen, Euch am 1. Mai begrüßen zu können.
Links:
Vom " Moving Day " zum Kampftag - die Entstehung des Ersten Mai
Haymarket Riot - Der Kampf um den acht-Stunden-Tag
German Monthly - Der 1. Mai Feiertag im Spiegel der Zeit
Brockhaus: Der Erste Mai und die deutsche Arbeiterbewegung
Was den US-Bürgern der "Moving Day" ist den Bayern ihr "Zahl- und Wandertag der Knechte"
Letzte Änderung: 20.03.2013