1. Verhandlungen in der Textilindustrie
Frankfurt - Die Forderung lautet, 6,5 Prozent mehr Geld, mindestens aber 200 Euro mehr für alle. "Das ist notwendig, um die Einkommen der Kolleginnen und Kollegen
abzusichern", stellte Verhandlungsführerin Miriam Bürger klar. "Wir müssen die angespannte Situation in den Portemonnaies endlich beenden."
In der Verhandlung zeigte die Wirtschaftsexpertin der IG Metall, Beate Scheidt, dass die Verbraucherpreise von 2020 bis 2026 um voraussichtlich 24 Prozent gestiegen sein werden. Wenn die Lohnentwicklung da nicht mithält, wird das
Geld immer knapper. Bei Beschäftigten am unteren Ende der Einkommensverteilung könnte das sogar direkt in die Armut führen. Schon jetzt liegen die tariflichen Reallöhne trotz regelmäßiger
und zum Teil deutlicher Tariferhöhungen unter dem Niveau von 2010.
Außerdem ging es um die Belastungssituation der Beschäftigten. "Viele sind total erschöpft. Gerade die Älteren gehen auf dem Zahnfleisch. Darum müssen wir
uns kümmern," so die Botschaft der Verhandlungsführerin. Durch den Mangel an Fach- und Arbeitskräften steigt das Arbeitspensum der Stammbelegschaft und
das macht auf Dauer krank. "Wir wollen eine Entlastung für die, die am Übergang zur Rente stehen. Für sie brauchen wir mehr Plätze in der Altersteilzeit." unterstrich Miriam Bürger am Verhandlungstisch. "Aber
auch die, die noch länger da sind, müssen sich vom Arbeitsstress erholen können. In einem ersten Schritt, so haben wir
es von den Arbeitgebern gefordert, wollen wir über Entlastungsmöglichkeiten für die Mitglieder der IG Metall sprechen."
Der Verhandlungsführer auf Arbeitgeberseite, Markus Simon, nannte die Forderung "realitätsfern". Er sprach angesichts der wirtschaftlichen Lage der Branche von einer der "tiefgreifendsten Krisen in der Textil und Modeindustrie
seit Jahrzehnten". Die Forderung gefährde die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen.
Trotzdem wolle man sachlich verhandeln und zu einem vernünftigen Ergebnis finden.
Während die Arbeitgeber also auf die schwierige wirtschaftliche Lage verwiesen, will die IG Metall für die Sicherung der Realeinkommen in der Branche sorgen.
"Hier liegen wir in unseren Positionen erkennbar auseinander", stellt Miriam Bürger fest. "Wir müssen uns auf eine intensive Auseinandersetzung einstellen und die
Zeit bis zur zweiten Verhandlung am 25. Februar in Ingolstadt nutzen, um den Arbeitgebern zu zeigen, dass wir unsere Forderung ernst meinen. Beteiligt euch jetzt
an Aktionen in euren Betrieben."
Letzte Änderung: 31.01.2025