Wut und Frust über Verkaufspläne
Heidelberg - Nach Abschluss der Verhandlungen zwischen Betriebsrat und der Mercedes-Benz AG über die Bedingungen für die Beschäftigten in Bezug auf den Verkauf der Niederlassungen ist die Wut auf den Arbeitgeber bei den Beschäftigten nach wie vor groß. Auf einer Betriebsversammlung wurden sie über die Eckpunkte des Verhandlungsergebnisses informiert. Mit dem gefundenen Kompromiss sind viele langjährig Beschäftigte bei der Niederlassung nicht zufrieden. Es gibt zwar Angebote für eine Altersteilzeit und auch eine Vereinbarung über die Weiterführung der Betriebsrenten, aber so richtig zufrieden waren die Anwesenden nicht. Die durchschnittliche Höhe des "Werteausgleichs" von 85.000 Euro war für die meist sehr langjährig Beschäftigten zu wenig.
Hierbei muss man wissen, dass die Beschäftigten nicht nach dem gültigen Handwerkstarifvertrag eingruppiert sind, sondern wie die Mercedes-Benz-Werksbeschäftigten nach dem ERA-Tarifvertrag der Industrie. Diese Regelung fällt durch den Verkauf der Niederlassungen mit hoher Wahrscheinlichkeit weg und wird zu Einkommensverlusten bei sehr vielen Beschäftigten führen. "Wertschätzung für die langjährige Arbeit für die Mercedes-Benz AG sieht anders aus!" war von einigen Teilnehmern der Betriebsversammlung im Anschluss zu hören. Außerdem hatte der Arbeitgeber sich in einer Zukunftssicherungs-Vereinbarung mit dem Betriebsrat verpflichtet bis zum 31.12.2029 auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Diese Regelung werde durch den Verkauf der Niederlassung umgangen, auch wenn diese Zukunftssicherung der Arbeitsplätze auf den neuen Erwerber übergehen soll.
Der IG Metall ist es gelungen zusätzlich, zu den betrieblichen Regelungen zum "Werteausgleich" noch einen Tarifvertrag mit der Mercedes-Benz AG zu vereinbaren. Im Tarifvertrag verpflichtet sich Mercedes die IG Metall und die Betriebsräte vor Ort bei der Auswahl der Käufer zu beteiligen. "So eine Vereinbarung ist in der Vergangenheit noch nie gelungen und bringt uns in die Position Einfluss auf den zukünftigen Arbeitgeber zu nehmen. Das ist zumindest ein kleiner Erfolg." kommentiert Marc Berghaus von der IG Metall in Heidelberg das gefundene Verhandlungsergebnis. "Die IG Metall wird somit sehr frühzeitig erfahren, wer als Käufer für die Niederlassung in Frage kommt und wird mit ihm die zukünftigen Arbeitsbedingungen aushandeln." so Marc Berghaus weiter.
Der Zeitplan für den Verkauf ist noch nicht ganz klar. Zunächst müssen die Eckpunkte des Verhandlungsergebnisses noch im Detail ausgearbeitet werden.
Letzte Änderung: 02.08.2024