Sinsheim 11.07.2023
Auch in diesem Jahr war die Betriebsrätekonferenz wieder sehr stark besucht. Die Schwerpunktthemen zur aktuellen Lage an Arbeitsmarkt, die wirtschaftliche Situation in den Betrieben und die Suche nach Fachkräften sind auf äußert großes Interesse gestoßen.

Zu Beginn eröffnete Mirko Geiger, Geschäftsführer der IG Metall Heidelberg, die Veranstaltung mit einem kurzen Impulsvortrag. Er stellt in seinem Bericht zur aktuellen wirtschaftlichen Lage heraus, dass das erste Halbjahr eher schwach gelaufen ist, was sich vor allem im Bereich der rückläufigen Auftragseingänge gut erkennen ließe. "Dort wo wir Wirtschaftsausschüsse in den Betrieben haben, gilt es genau hinzuschauen", richtete er seinen Appell an die Teilnehmer*innen.
Eine Befragung von Betriebsräten in den vergangenen Woche ergab, dass über 50 % der Automobil-Unternehmen ein erhöhtes Risiko einer Standortverlagerung sehen. Auch im Maschinenbau wird and er Fertigungstiefe diskutiert und Überlegungen gewagt, diese nicht zu verringern und einfache Bauteile wo anders produzieren zu lassen. Im Themenblock Transformation ist bei den Automobilzulieferern dafür zu sorgen, dass bisherige Produkte, bei denen jetzt schon erkennbar ist, dass sie in Zukunft nicht mehr oder weniger benötigt werden präventiv gehandelt werden soll. Welche Anschluss Produkte kann es in den betroffenen Unternehmen geben? Was können unsere Mitarbeiter schon heute und was benötigen sie eigentlich morgen? Solche und viele weitere Fragen gibt es da zu klären. "Unser Ziel muss es sein, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie sich betriebliche Prozesse entwickeln" meinte Mirko und unterbreitete allen Anwesenden das Angebot gemeinsam mit der IG Metall in ihre betriebliche Welt einzutauchen, um eventuelle Probleme und die passenden Lösungsstrategien zu entdecken.

Als Referent war der Leiter der Agentur für Arbeit, Klaus Pawlowski, geladen und hielt einen Vortrag zur aktuellen Arbeitsmarktlage und den damit verbundenen Bemühungen der Agentur für Arbeit , hier in der Region. "Es gibt jetzt 2 Möglichkeiten, entweder zu jammern, wie schlecht die Welt ist oder Chancen und Möglichkeiten aufzuzeigen" führe Pawlowski in seinen Vortrag ein. Er erläuterte das quantitative Problem am Arbeitsmarkt, dass wir schlicht zu wenige Menschen haben, mit dem Stichwort Demographie. Per Prognose wird deutlich, dass bis 2023 ca. 5 Mio. Fachkräfte fehlen. Zeitgleich verlassen jährlich rund 50.000 jugendliche die Schule ohne einen Abschluss und wir haben 16.000 Arbeitslose, die alle nicht auf ausgeschriebene Stellen passen würden. Er merkt an, dass wir mit einem massivem Auseinanderdriften von Anforderungen und Kenntnissen bzw. Fertigkeiten konfrontiert sind. In dem Zuge wurde das Qualifizierungs- und Chancengesetz lobend erwähnt, denn es bieten den Agenturen all die Instrumente, um ihre Arbeit dahingehend bestmöglich zu erledigen. Aktuell hat die Agentur für Arbeit in unserer Region 4 Säulen, die wesentliche ihre Arbeit bestimmen.

• Übergang Schule und Beruf: Hier soll unter anderen die Einrichtung einer Jugendagentur für Arbeit, bei der alle wesentlichen Institutionen unter einem Dach sitzen eine große Hilfe sein.
• Weiterbildung und Umschulung: Hier dreht es nicht nicht nur ausschließlich um die Qualifizierung von Arbeitslosen, um wieder eine Erwerbsfähigkeit herzustellen. Vielmehr sind betrieblichen Qualifizierungen im Rahmen von Transformationsprozessen hier kaum finanzielle und inhaltliche Grenzen gesetzt.
• Erwerbsbeteiligung von Frauen Beispielhaft ist hier das Projekt KiTa-DIREKT zu nennen, wodurch die Kinderbereuungssituation verbessert werden soll, um mehr Frauen einen Kinderbetreuung zu ermöglichen.
• Zuwanderung gestaltet sich aktuell nicht so einfach durch die unterschiedlichen Länder und deren Strukturen. Auch die Anerkennung von Abschlüssen und sprachliche Barrieren, machen es an der Stelle nicht einfach.

Gegen Ende appellierte Pawlowski an die Anwesenden "Bitte arbeiten sie mit uns zusammen, vor allem im Bereich der Beschäftigtenqualifizierung, um eine Arbeitslosigkeit schon schon bevor sie entsteht zu vermeiden!"

In unterschiedlichen Workshops konnten die sie Betriebsrät*innen anschließend viele nützliche Infos einholen, die sie in ihrer Arbeit unterstützen.

• Weiterbildung im Betrieb - TV Quali & §96 BetrVG
• Fachkräfte gefunden! das SRH Bildungswerk
• Von prekärer Beschäftigung zu guter Arbeit

Am Nachmittag war Rechtsanwalt für Arbeitsrecht, Dr. Matthias Helmcke, vor Ort um die aktuelle Rechtsprechung zur Vergütung von Betriebsräten zu beleuchten. Er erklärt die Problematik der unterschiedlichen und zum teil konträren Urteile, die gesprochen wurden und verdeutlicht die Grundlagen zum Thema der Vergütung von Betriebsräten.
Als Ausblick, wie das Ganze sich nun in der Zukunft verhalten soll, erwähnt er dass nun eine Kommission vom BAMS eingesetzt ist, die sich der Sache annimmt um die aktuelle Regelungslücke und Unklarheit zu beseitigen.