Haldex endgültig Geschichte

IG Metall: Pressemitteilung

07.03.2023 Übernahme durch SAF-Holland abgeschlossen.

07.03.2023 Ende Februar hat auch das polnische Kartellamt grünes Licht für die Übernahme des schwedischen Nutzfahrzeugbremssysteme-Zulieferers Haldex AB durch SAF-Holland SE gegeben. Die deutschen und die US-Kartellbehörden hatten schon im September 2022, gleich nach der Übernahme von 96,14 Prozent der Haldex-Aktien durch SAF-Holland (Achs- und Federungssysteme-Hersteller für Trailer, LKW und Busse in Bessenbach bei Aschaffenburg) ihre Genehmigung erteilt.

Die polnische Wettbewerbsbehörde ließ sich ein halbes Jahr lang Zeit. Man habe "vertiefte Fragen zu Produktgruppen" und wünsche sich eine "besseres Marktverständnis": Die Tätigkeiten und Produkte von SAF-Holland und Haldex würden sich "horizontal und vertikal überschneiden". SAF-Holland verarbeite zum Beispiel auch Haldex-Produkte und biete im Ersatzteilemarkt Produkte an, die man von Haldex beziehe. Zu einer Ablehnung der Übernahme kam es am Ende aber nicht.

Auch das zwischenzeitlich eingeleitete Zwangserwerbsverfahren nach dem schwedischen Aktiengesetz bezüglich der restlichen knapp vier Prozent nicht "angedienter" Haldex-Aktien konnte SAF-Holland zum 1. März abschließen und 100 Prozent Aktienbesitz vermelden. Vom Börsenmarkt war Haldex bereits Anfang September genommen worden.

Nach sechs Jahren Hängepartie hatten Haldex-Vorstand und -Aufsichtsrat zuletzt selbst einräumen müssen, allein gegen die am Markt sieben bzw. sechs mal so großen Konkurrenten Knorr-Bremse und ZF-Wabco nicht überleben zu können, und um die Übernahme durch SAF-Holland regelrecht gebettelt. Der bereits im Juni 2022 durch SAF eingeleitete Erwerb ging insgesamt für nur rund 300 Millionen Euro über die Bühne. (Bei der Bieterschlacht um Haldex 2016/2017 war SAF-Holland noch ausgestiegen. Zwischen Knorr-Bremse und ZF ging es damals anschließend um 580 Millionen für Haldex, ohne Übernahme.)

SAF-Holland (3700 Beschäftigte) hat seinen Schwerpunkt in Europa und wies 2022 einen Umsatz von 1,57 Milliarden Euro aus. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Sonderposten stieg von 7,5 auf acht Prozent vom Umsatz. Haldex mit knapp 2000 Beschäftigten ist mehr in den USA und Südamerika vertreten. In Europa ist das Werk in Ungarn mit 313 Beschäftigten mittlerweile das größte. Zuletzt hat Haldex rund 500 Millionen Euro Umsatz erzielt, davon die Hälfte im Aftermarket.

Durch die Haldex-Übernahme bzw. das "kombinierte Unternehmen" geht SAF-Holland von Steigerungen insbesondere auf dem Sektor Ersatz-, Verschleiß-, Reparatur- sowie Zubehörteile aus und sieht "Wachstumsfelder ... für die vorausschauende Instandhaltung (Predictive Maintenance)". SAF-Holland-Vorstandsvorsitzender Alexander Geis hofft sogar auf eine insgesamt "technologisch perfekte Ergänzung": "Achs- und Federungssystem, Telematik und EBS-Steuerung wachsen jetzt zu einer intelligenten Einheit zusammen. So können wir ... die Entwicklung innovativer Lösungen für die Konnektivität, Elektrifizierung und Autonomes Fahren vorantreiben."

"Die Arbeitsverhältnisse in Heidelberg werden von SAF-Holland übernommen", erklärte ein SAF-Sprecher gegenüber der Rhein-Neckar-Zeitung auf Anfrage: Dort gebe es "derzeit keine Pläne für weitere Veränderungen" (7.3.23) für die rund 14 Beschäftigten. Vier bis fünf würden noch "in physischer Präsenz vor Ort" arbeiten, im inzwischen bestehenden Büro im Stadtteil Rohrbach auf dem früheren Furukawa-Gelände. Weitere seien "in technischen, Vertriebs- und administrativen Funktionen".

Die ehemalige Graubremse Heidelberg war 1925 als Familienbetrieb gegründet und 1984 von Echlin aufgekauft worden. Der US-Konzern veräußerte das Werk 1998 weiter an Haldex und ging einige Jahre später selbst unter. Haldex firmierte den hiesigen Betrieb um in Haldex Heidelberg und ist nun als Klein-Konzern selbst Geschichte.

Für die über 200 laufenden Betriebsrenten und mehrere Hundert Betriebsrenten-Anwartschaften der ehemaligen Haldex-/Graubremse-Beschäftigten erwartet die IG Metall eine Weiterführung gemäß den gesetzlichen Bestimmungen wie bisher.

Letzte Änderung: 07.03.2023