Situation am Ausbildungsmarkt angespannt

IG Metall: Pressemitteilung

06.07.2022 Die IG Metall Heidelberg bewertet die aktuelle Lage des Ausbildungsmarktes als kritisch, aber die Unternehmen dürfen sich trotz allem nicht ihrer Verantwortung entziehen.

Julia Wegner

Heidelberg. Noch 2 Monate bis zum offiziellen Ausbildungsstart und noch immer sind nicht alle ausgeschriebenen Stellen für Ausbildungen und Duale Studiengänge besetzt. Ein Trend, der sich schon vor Corona abgezeichnet hat und durch die Pandemie verstärkt wurde. Vor knapp 5 Jahren war das etwas, was sich in der Industrie niemand vorstellen konnte, kamen da noch knapp 20 Bewerber*innen auf einen Ausbildungsplatz. Heute ist es schon gut, wenn sich überhaupt welche bewerben, zumindest in den Klein- und Mittelständischen Unternehmen.

Die Suche nach "geeigneten" Bewerber*innen

Oftmals hören wir als Gewerkschaften, es gäbe nicht genügend Bewerber*innen, um die ausgeschriebenen Ausbildungs- und Studienplätze zu besetzen. Das mag bei Unternehmen aufgrund ihrer Kleinheit, Unbekanntheit oder ihres ländlichen Standortes stimmen, allerdings erleben wir es sehr häufig, dass auf die Nachfrage wie viele Bewerber*innen es denn sind, hier die Rede von "geeigneten" Bewerber*innen ist. Trotz Fachkräftemangel in den Unternehmen und einer hohen Anzahl an altersbedingten Abgängen scheinen viele Unternehmen immer noch Cherry-Picking zu betreiben und nur Bewerber*innen ausbilden zu wollen, die einen bestimmten Notenschnitt und Vorbildung mitbringen. Aussagen wie "wir tun den jungen Leuten keinen Gefallen damit, ihnen einen Ausbildungsplatz zu geben, wenn wir schon im Vorfeld erahnen, dass das nichts wird" empfinden wir als anmaßend. "Es ist aktuelle nicht einfach Fachkräfte auszubilden, das steht völlig außer Frage, aber es ist meiner Meinung nach realitätsfremd so zu argumentieren.", meint Julia Wegner, Gewerkschaftssekretärin bei der IG Metall in Heidelberg "was ist die Konsequenz, wenn nicht auch die "weniger geeigneten" Bewerber*innen eine Chance auf eine Ausbildung erhalten?! Richtig sie bleiben arbeitslos oder müssen sich mit Aushilfs- oder Minijobs behelfen".

So erkennt die IG Metall in Heidelberg das Problem der Unternehmen an, appelliert aber gleichzeitig, sich nicht aus der Affäre zu argumentieren, sondern Verantwortung zu übernehmen. Dafür braucht es mehr Zeit, Nervenkraft und Ausbildungspersonal, um "nicht geeignete" Bewerber*innen bis zum Ausbildungsziel zu begleiten, aber eine Chance auf eine Ausbildung sollte jeder und jede bekommen. Auch die im Koalitionsvertrag Baden-Württemberg vereinbarte Ausbildungsgarantie kann diese kritische Situation nur positiv beeinflussen und sollte daher möglichst bald in Umsetzung gebracht werden.

Klarer Arbeitnehmer*innen-Arbeitsmarkt

Schon im Bereich der Facharbeiter*innen buhlen die Unternehmen, um deren Aufmerksamkeit. Genau das passiert nun auch im Bereich der Ausbildung. "Auf Ausbildungs- und Studienmessen nehme ich ein regelrechtes Überbieten von Angeboten an die jungen Leute wahr, jedes Unternehmen möchte das hipste, flexibelste und sozialste sein.", sagt Julia Wegner. Aber am Ende kommt es bei den jungen Menschen nicht auf Sozialleistungen, wie ein betriebliches Fitnessstudio oder Obstschalen in Sozialräumen an. Attraktiv ist und war ein Unternehmen dann, wenn es seine Beschäftigten wertschätzt und das im Sinne von Entlohnung, mehr Selbstbestimmung bei der Verteilung der Arbeitszeit und bei jungen Menschen: die sichere Perspektive einer unbefristeten Übernahme nach ihrem Abschluss. "Wer nicht bereit ist seinen Auszubildenden oder Dual Studierenden nach bestandener Prüfung ein unbefristetes Angebot zur Übernahme zu machen, muss sich nicht wundern, dass diese schnell bei anderen Firmen unterkommen.", so Wegner.

Bei Rückfragen wenden Sie sich gerne an Julia Wegner Tel. +49 6221 982416

Anhang:

Pressemitteilung Ausbildung

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Letzte Änderung: 06.07.2022