Heidelberg. Die Anzahl der Betriebe mit Betriebsräten in der Region ist mit 74 annähernd gleichgeblieben - Tendenz leicht steigend. Dabei ist immer wieder zu beobachten, dass auf der einen Seite manche Gremien wegfallen, oft durch Verkauf oder Schließung, aber auf der anderen auch Beschäftigte auf die Gewerkschaften zu kommen, um Unterstützung bei der erstmaligen Gründung eines Betriebsrates zu erhalten.

Bekenntnis zur Mitbestimmung

Die Wahlbeteiligung und damit der Rückhalt der gewählten Betriebsräte ist weiterhin auf einem hohen Niveau und damit bekennen sich die Beschäftigten klar zu den Mitbestimmungsstrukturen in ihren Unternehmen. "Zwar sind die Wahlbeteiligungen im Durchschnitt um rund 5% gesunken", so Mirko Geiger, ersten Bevollmächtigter der IG Metall in Heidelberg, "dennoch sind das für uns nachvollziehbare Effekte, bedingt durch die Eigenheiten der Corona Pandemie und damit verbunden: HomeOffice, Quarantäne oder Kurzarbeit der Beschäftigten."

Ellen Götz, Betriebsratsvorsitzende der Betty Barclay Group in Nußloch, einem Modehersteller schildert, dass sich Trend des Rückgangs der Wahlbeteiligung in ihrer Firma ganz anders darstellt "Wir konnten unsere Wahlbeteiligung durch eine erhöhte Briefwahl sogar von 64% auf 72% steigern". Ein voller Erfolg, der auch für zukünftige Wahlen einbezogen werden soll.

Für die ganze Region lag die Wahlbeteiligung ohne Betrachtung der Firma SAP bei rund 70% und damit etwas hinter dem Vergleichsjahr 2018. Bei einer Betrachtung der Zahlen unter Einbeziehung der Wahlbeteiligung von SAP, lag diese bei etwa 54% und damit auch etwa 5 Prozentpunkte hinter dem vergleichszeitraum. Geschuldet der Größe von SAP mit ihren rund 25000 Beschäftigten gilt es dies Zahlen differenziert zu betrachten.

Etwas jünger, etwas weiblicher

Mehr als die Hälfte der neu gewählten Betriebsrät*innen sind zum ersten Mal in ihr Amt gewählt worden, das hängt vor allem mit den Altersstrukturen in den Unternehmen zusammen. Dadurch sind die Gremien jünger, aber auch weiblicher geworden.

Mehr Frauen und jüngere Menschen für die Betriebsratsarbeit zu begeistern, das versuchen sowohl Betriebsräte, als auch Gewerkschafssekretäre. "Angesichts des hohen Durchschnittalters in den Betrieben, ist es wichtig gerade jüngere für die Arbeit im Betriebsrat zu begeistern" so Ralph Arns, Betriebsratsvorsitzender der Heidelberger Druckmaschinen AG "und auch junge Menschen haben ein hohes Interesse daran sich an betriebspolitischen Entscheidungen zu beteiligen".

Andrea Wallizer-Vones ist die neuen Betriebsratsvorsitzende bei ABB STOTZ KONTAKT in Heidelberg und damit die erste Frau an der Spitze des Gremiums. "Das gehört in der sehr männergeprägten Industrie nicht zur Normalität", so Wallizier-Vones "Aber es war auch mir wichtig zu zeigen: Wir können das auch". Sie selbst arbeitet schon seit 33 Jahren in der Firma und ist schön langjähriges Mitglied im Betriebsrat. Damit ist Wallizer-Vones eine von derzeit 10 Betriebsratsvorsitzenden in den Betrieben der IG Metall. Die Anzahl an Frauen an der Spitze ist im Vergleich zur letzten Wahl 2018 von sechs auf zehn angestiegen "das ist schon eine ganze Menge" sagt Mirko Geiger dazu.

Anzahl und Struktur der Betriebsräte

Die Mehrheit der Betriebsratsgremien zählen zwischen drei und elf Mitgliedern. Das bedeutet auch, dass die Mehrheit der gewählten Kolleg*innen ihren Job im Betriebsrat neben ihrem eigentlichen Beruf im Unternehmen machen. Eine volle Freistellung zur Tätigkeit im Betriebsrat gibt es erst ab 200 Beschäftigten im Unternehmen und damit ab einer Betriebsratsgremiengröße von mindestens 9 Mitgliedern.
Das Größe Gremium im Bereich der IG Metall Heidelberg gibt mit 45 Betriebsratsmitgliedern es bei der Firma SAP SE in Walldorf. Dort konnte die IG Metall-nahe Liste vor einigen Wochen die meisten Stimmen erzielten und stellt nun mit Eberhardt Schick auch den Betriebsratsvorsitzenden.