Arbeitsschutz - Tatort Betrieb

Arbeitsschutz - Tatort Betrieb - Seit jeher ein heißes Eisen

01.12.2006 Neue Qualität der Arbeit, alternsgerechte Gestaltung der Arbeit. Zehn Jahre Arbeitsschutzgesetz - Erfahrungsaustausch

Ja, Sie lesen richtig, um alternsgerechte Arbeit geht es uns; Arbeitsschutz soll u.a. dafür sorgen, dass die jeweilige Arbeitsbelastung dem arbeitenden Menschen in allen Altersstufen gerecht wird, damit Ältere tatsächlich bis zur Rente arbeitsfähig bleiben. Die Rente 67 soll im Bundestag beschlossen werden, da ist sich die große Koalition bereits einig. Altersteilzeit soll zukünftig nicht mehr möglich sein.

Wer nicht nur heute arbeiten möchte sondern auch noch morgen den Anforderungen eines Arbeitsplatzes gerecht werden muss, sollte einerseits seine Kenntnisse über Arbeitsschutz und Gesundheitsvorsorge auf dem Laufenden halten und andererseits seine Ideen und Verbesserungsvorschläge in die Gestaltung der Arbeitsplätze mit einbringen, damit diese alternsgerecht konzipiert werden. Schlecht gestaltete Arbeitsplätze können zu Schädigungen führen, die sich nicht mehr umkehren lassen.

Die IG Metall Heidelberg hat zur Unterstützung der Arbeitssicherheit und der Gesundheitsvorsorge in der Arbeitswelt am 30.11.2006 eine Arbeitsschutztagung in Heidelberg abgehalten: Einladender war Siegfried Schroth, IG Metall Heidelberg, Träger dieser Veranstaltung war die BiKO, BildungsKooperation in Baden.

Die TeilnehmerInnen der gut besuchten Tagung waren allesamt Betriebsratsmitglieder aus zahlreichen Betrieben in Baden-Württemberg. ReferentInnen waren: Monika Lersmacher, IGM Bezirksleitung Stuttgart; Wolfgang Alles, BR-Mitglied Alstom Mannheim; Dr. Max Geray, Arbeitsschutzexperte aus Hamburg und Martin Kappler, BR-Mitlgied Berthold Technologies Bad Wildbad.

Monika Lersmacher beleuchtete zunächst die politischen Rahmenbedingungen für unsere aktuellen Arbeitsbeziehungen. Die demographische Entwicklung verschiebt die Relationen zwischen einem geringer werdenden Anteil jüngerer und einem wachsenden Anteil älterer Menschen im erwerbsfähigen Alter. Die Streichung und Verlagerung von Arbeitsplätzen einerseits und die Belastungen in der Arbeit andererseits lässt immer mehr Menschen vor dem Erreichen des Rentenalters ausscheiden. Die Rente mit 67 würde andererseits bewirken, dass für viele ein "gesundes Erreichen des Rentenalters" immer unwahrscheinlicher wird (siehe auch Linkliste).

Arbeitsschutztag 2006 - Wir tauschen unsere Erfahrungen aus

Dr. Max Geray betonte die neuen betriebsrätlichen Gestaltungsmöglichkeiten durch das aktuelle Arbeitsschutzgesetz vom August 1996 (letzte Änderung erfolgte im Nov. 2006). Da dieses Gesetz nicht - wie vorher - exakte Arbeitsschutzforderungen formuliert, sondern mehr den Rahmen der zu gestaltenden Maßnahmen vorgibt (EU-Rahmenrichtlinie Arbeitsschutz, siehe Linkliste), ergibt sich u.a. aus dem § 87 (1) 7 BetrVG ein umfangreiches, mitbestimmtes Handlungsfeld für die Betriebsräte. Ergänzend wurde auch die höchstrichterliche Rechtsprechung zum aktuellen Arbeitschutzgesetz erläutert. Ganz besonders eingegangen wurde auf die Thematik "Gefährdungsbeurteilung" und "Wirksamkeitskontrolle" als ständiger betrieblicher Prozess. Abgerundet wurde sein sehr fundierter Vortrag mit dem Arbeitsgebiet: "psychische Belastungen am Arbeitsplatz", ein komplexes Thema, welches in der IT-Industrie zunehmend ins Blickfeld gerät. SAP vor den Toren Heidelbergs dürfte hier ein interessanter Gesprächspartner sein oder einer werden.

Wolfgang Alles konnte mit seinen reichhaltigen betrieblichen Erfahrungen die Tagungssteilnehmer begeistern, wobei besonderes Augenmerk auf die bei Alstom Mannheim per Einigungsstelle durchgesetzte, paritätische Arbeisschutzkommission eingegangen wurde. Besonders hervorgehoben wurde auch das Einbeziehen der Mitarbeiter in die konkreten Maßnahmen zum Arbeitsschutz.

Martin Kappler schließlich konnte seine sehr positiven Erfahrungen mit der Kombination Arbeitsschutz in der Verbindung Betriebsrat - Fachkräfte für Arbeitssicherheit und, ganz aktuell und bei Berthold Techn. erprobt, zusammen mit der Qualitätssicherung darlegen. Auch hier konnten zahreiche Beispiele aus der betrieblichen Praxis den Tagungsteilnehmern viele Anregungen geben. Dies bestätigte auch die anschließende Diskussion mit den TagungsteilnehmerInnen.

BildungsKooperation in Baden - siehe Linkliste unten

Alles in allem war diese Tagung ein kraftvoller Auftakt für eine Arbeitsschutzoffensive der IGM-Verwaltungsstelle Heidelberg. Diese Tagungsreihe wird durch zahlreiche Schulungen der BIKO Baden in 2007 und auch durch gesonderte Arbeitsschutztage der IGM Heidelberg in den folgenden Jahren erweitert (http://www.bikoiba.de/ - Tel.: 0721 46 47 03 0).
Also, nächstes Jahr treffen wir uns wieder zum Ideen- und Erfahrungsaustausch.

Letzte Änderung: 21.03.2013