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12.09.2016 Haldex Belegschaft in Heidelberg fordert Sicherheiten im laufenden Bieterverfahren! Tarifbindung und Standortsicherung im Focus!

Anfang des Monats hat als dritter Bieter die Knorr-Bremse-AG München über die Presse bekanntgegeben, in das Gerangel um den schwedischen Nutzfahrzeugzulieferer Haldex einsteigen zu wollen. Zuvor hatte der Aschaffenburger LKW-Achsenhersteller SAF Holland Mitte Juli ein Gesamtangebot an die Haldex-Aktionäre in Höhe von 442 Millionen Euro vorgelegt, dies jedoch wieder zurückgezogen, nachdem er Anfang August vom Getriebehersteller ZF Friedrichshafen um 20 Millionen Euro überboten worden war. Während das derzeitige ZF-Angebot bis Ende September läuft, hat Knorr-Bremse für die letzte September-Woche ein Angebot von 507 Millionen Euro angekündigt.

Haldex hat in Europa, den USA, Südamerika und Asien rund 2 140 Beschäftigte. Einziges Werk in Deutschland ist Haldex Heidelberg (bis 1998 GRAU-Bremse) mit derzeit rund 100 Be¬schäftigten (1980 waren es noch 930). Der Heidelberger Hersteller von LKW-Brems- und Luftfederungs-/Lift-achs-Modulen war 1984 von der Familie Grau an den US-Konzern Echlin und 1998 von letzterem mit damals 320 Beschäftigten an den Haldex-Konzern verkauft worden. In beiden Fällen hatte im Vorfeld auch der direkte Konkurrent und Marktführer Knorr-Bremse versucht, den Heidelberger Betrieb zu überneh¬men. Nun ist mit der öffentlich propagierten Übernahme des Haldex-Konzerns durch Knorr der dritte Anlauf angekündigt.

2013 hat der Haldex-Vorstand einen sogenannten "European Footprint"-Prozess mit der weiteren Verlagerung von Produktion von Heidelberg nach Ungarn und dem größten Teil der Entwicklung nach England eingeleitet, verbunden mit dem Abbau eines weiteren Drittels der Belegschaft in Heidelberg. IG Metall und Betriebsrat haben dies stets als schweren Fehler bezeichnet und wurden darin leider bestätigt. In der Branche, auf dem Aktienmarkt wird der Konzern inzwischen seit einiger Zeit als Kaufobjekts-Kandidat gehandelt.

SAF als Achsen- und ZF als Getriebespezialist erhoffen sich insbesondere im Anhänger- und Sattellaufliegergeschäft im LKW-Zulieferbereich durch die Übernahme von Haldex, den Forderungen der LKW-Hersteller nach Komplettanbieter-Systemen besser nachkommen zu können. In jedem Fall müssten dazu aber Entwicklung und Produktion in Heidelberg entsprechend deutlich ausgebaut statt geschwächt werden. Marktführer Knorr, wie Wabco direkter und um ein Vielfaches stärkerer Konkurrent, dürfte dagegen auf Haldex kaum angewiesen sein. Vor allem auch über die Heidelberger Produktpalette verfügt Knorr selbst.

Bereits bei den Verkaufsauseinandersetzungen 1997/98 hatten Betriebsrat und IG Metall Heidelberg einen "gnadenlosen kapitalistischen Konkurrenz-, Konzentrations- und Vernichtungsprozess auf dem Nutzfahrzeug- und Zuliefersektor, bei dem die Belegschaft sich warm anziehen muss", konstatiert: "Wer den Betrieb in Zukunft führt, wer die Eigner sind, darauf haben wir letztendlich nur wenig Einfluss. Unser vorrangiges Ziel ist eindeutig die Sicherung der Arbeitsplätze und der Arbeits-bedingungen, egal unter welchem Dach und Arbeitgeber." Das gilt heute genauso wie vor 20 Jahren. Der Hal¬dex-Aufsichtsrat hat das ZF-Angebot direkt danach ausdrücklich begrüßt. Wie er sich nun zum Knorr-Angebot verhält und ob ZF sein Angebot erhöht, wird sich zeigen. IG Metall, Belegschaft und Betriebsrat werden die weiteren Schritte von Knorr, ZF oder Anderen genau verfolgen. Die Forderungen stehen: Dauerhafte Sicherung und Aus¬bau der Beschäftigung, Fortgeltung der Tarifbindung und Tarifverträge sowie der bestehenden Vereinbarungen.

Letzte Änderung: 12.09.2016