Arbeitszeiten müssen zum Leben passen

Beschaeftigtenbefragung 2017: Mitmachen. Mitreden. Mitgestalten!

25.07.2017 Beschäftigte wollen Arbeitszeiten, die zu ihrem Leben passen. Dies erklärt die IG Metall Heidelberg auf einer Pressekonferenz zur Beschäftigtenbefragung.

Die Menschen wollen Arbeitszeiten, die zu ihrem Leben passen. Tarifverträge und Mitbestimmung haben in diesem Bereich Wichtiges geleistet: 73 Prozent (71% bundesweit) der Beschäftigten im Bereich der Geschäftsstelle Heidelberg sind mit ihrer momentanen Arbeitszeit zufrieden oder zumindest eher zufrieden. Das ist ein Ergebnis der Beschäftigtenbefragung der IG Metall, an der sich in der Geschäftsstelle Heidelberg 7.114 Beschäftigte beteiligt haben. Aber auch die zufriedenen Beschäftigten fordern mehr Selbstbestimmung in der Arbeitswelt von morgen. "Wir brauchen arbeitszeitpolitisch neue Antworten für die Arbeitsgesellschaft von morgen. Dabei ist die 35-Stunden-Woche für die große Mehrzahl der Beschäftigten die Wunscharbeitszeit. Das widerspricht dem Mantra der Arbeitgeber von Vollzeit plus Überstunden plus Flexibilität plus Leistungsdruck. Das sind keine Arbeitszeiten die zum Leben passen. Die Beschäftigten wollen mehr Selbstbestimmung anstatt Fremdbestimmung in der Arbeitszeit", sagte Mirko Geiger am 24. Juli in Heidelberg.

In der Geschäftsstelle Heidelberg wünschen sich 68 Prozent (67,9% bundesweit) der Beschäftigten die 35-Stunden-Woche oder kürzere Arbeitszeiten. 32 Prozent (48%) haben eine 35-Stunden-Woche auch vertraglich vereinbart, tatsächlich arbeiten jedoch nur 14 Prozent (16%) auch 35 Stunden.

80 Prozent (82,3%) sind der Auffassung, dass es gut wäre, die Arbeitszeit zeitweise absenken zu können, etwa für die Erziehung von Kindern, die Pflege von Angehörigen oder die berufliche Weiterbildung. Dafür erwarten die Beschäftigten auch einen finanziellen Ausgleich.
"Das Votum der Beschäftigten ist eindeutig: Sie setzen auf eine Umverteilung der Arbeitszeit entlang des Lebenslaufes. Hier sind nun verlässliche tarifliche und gesetzliche Regelungen nötig", betonte Geiger.
Erste Erfahrungen wie eine betriebliche Reduzierung der Arbeitszeit funktionieren kann, vermeldet der Betriebsrat der Heidelberger Druckmaschinen AG. Hier ermöglicht es eine Betriebsvereinbarung den Beschäftigten ihre Arbeitszeit für 12 Monate auf bis zu 70 Prozent abzusenken.

Scharf kritisierte Geiger weiter, dass ein gesetzliches Rückkehrrecht von Teil- auf Vollzeitarbeit nicht politisch umgesetzt wurde. 88 Prozent (90%) der Beschäftigten hatten bei der Befragung einen solchen verbindlichen Anspruch gefordert. "Hier hat die Politik eine große Chance verpasst, den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Es ist bedauerlich, dass sich die Regierung bei diesem wichtigen Zukunftsthema dem Druck der Arbeitgeber gebeugt hat. Die Leittragenden dieser kurzsichtigen Politik sind vor allem Frauen", sagte Geiger. Gleichzeitig betonte er, dass diese Forderung für die IG Metall nicht vom Tisch sei. Im Bundestagswahlkampf werde man sehr genau darauf achten, welche Parteien sich im Sinne der Beschäftigten positionierten.

Auch wenn die Arbeitszeitrealitäten in den Betrieben und Abteilungen unterschiedlich sein können, sind die gleichen Faktoren entscheidend für die Zufriedenheit oder Unzufriedenheit mit der Arbeitszeit. Von den Befragten, die mit ihrer Arbeitszeit zufrieden sind, haben 95 Prozent (93,6%) planbare Arbeitszeiten. Von denen, die unzufrieden sind nur 37 Prozent (48,1%). Von denen, die mit ihrer Arbeitszeit unzufrieden sind, haben 36 Prozent (37,7%) überlange Arbeitszeiten (über 40 Stunden) und 65 Prozent (62,0%) geben an, dass sie sich ständig gehetzt und unter Zeitdruck fühlen.
Auch Schichtarbeit beeinflusst die Zufriedenheit: Von den Schichtarbeitern geben nur 58 Prozent (58%) an, dass sie eher zufrieden oder zufrieden sind, im Vergleich zu 73 Prozent (71%) insgesamt.
Gefordert ist jetzt eine Arbeitszeitpolitik, die insgesamt jene Faktoren stärkt, die die Arbeitszeitzufriedenheit erhöhen und jene eingrenzt, die zur Unzufriedenheit mit der Arbeitszeit führen. Diese sind über alle Beschäftigtengruppen und Branchen im Organisationsbereich der IG Metall gleich. Wie dies konkret umgesetzt werden kann, wird in den nächsten Monaten in den Betrieben und den Tarifkommissionen intensiv debattiert werden.

Anhang:

Pressekonferenz der IG Metall Heidelberg

Pressekonferenz der IG Metall Heidelberg

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Letzte Änderung: 25.07.2017