Ratlos, perspektivlos und wütend

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19.08.2016 Eindrücke von der Betriebsversammlung in Göttingen

Der kleine Raum war wieder gesteckt voll. Trotz der Sommerferien waren rund 70 der 90 Beschäftigten des Standortes anwesend. Nach den Eingangsworten der stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden Doris Vielsack gingen viele Fragen der Beschäftigten in Richtung der Notwendigkeit der geplanten Schließung. Auf diese Frage erhielten sie auch bei dieser Veranstaltung von den anwesenden Managern keine einleuchtende Erklärung. Schließlich ist die Miete für das Gebäude vergleichsweise günstig und die Entgelte der ehemaligen Crossgate-Beschäftigten liegen unter dem SAP-Standard. Damit dürften Kostengründe keine Rolle spielen. Auch der Betriebsrat wird die Entscheidung des Vorstandes nicht hinnehmen und möchte jetzt mit sachkundiger externer Unterstützung ein Alternativkonzept für den Standort erarbeiten. Ziel ist der Erhalt des Standortes. Nach Aussagen der anwesenden Betriebsräte befindet sich der Aushandlungsprozess noch immer in der Informationsphase. Erst danach komme die Beurteilungs- und Bewertungsphase.
Johannes Reich stellte die Initiative des Betriebsrats vor, in Göttingen eine Gefährdungsbeurteilung durchzuführen. Sollte diese zu dem Schluss kommen, dass die Arbeitsbedingungen in Göttingen zu psychischen Belastungen führen, könnte der Betriebsrat hier auf Abhilfe drängen. Für die Beschäftigten gäbe es dann bei langanhaltenden Krankheiten ein Indiz dafür, dass beispielsweise ein Burn-Out sehr wahrscheinlich von Problemen am Arbeitsplatz herrührt. Für Reha-Maßnahmen ist das nicht ganz unwichtig.
Tatsächlich haben einige Anwesende über gesundheitliche Einschränkungen berichtet. Und viele sprachen davon, dass sie auch auf der Gefühlsebene eine Achterbahn durchleben: von eigener Ratlosigkeit, von Respektlosigkeit seitens des Unternehmens, von Druck durch das Management, von der eigenen Wut, von abgekartetem Spiel war die Rede. Und viele haben den Eindruck, dass Göttingen nur eine Blaupause für das Unternehmen sein wird.
Der Betriebsrat wurde von den Teilnehmern ganz ausdrücklich für sein starkes Engagement gelobt.

Letzte Änderung: 22.08.2016