DGB Ausbildungsreport 2015

03.09.2015 Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt bleibt angespannt, so das Fazit des Reports. Die Zahl der Ausbildungsplätze liegt auf Rekordtief und junge MigrantInnen haben Probleme Ausbildungsplätze zu finden.

Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt bleibt angespannt: zwar sorgt die demographische Entwicklung für einen moderaten Rückgang an Ausbildungssuchenden, jedoch gehen die angebotenen Ausbildungsplätze gleichermaßen zurück: in 2014 wurden bundesweit nur noch ca. 522.000 Ausbildungsverträge abgeschlossen - ein Rekordtief! Nur noch gut jeder fünfte Betrieb bildet überhaupt aus. Der oft von Arbeitgeberverbänden herauf beschworene Fachkräftemangel ist hausgemacht: Unternehmen entziehen sich immer mehr der Verantwortung, selbst für qualifizierten Nachwuchs zu sorgen.
Dort, wo ausgebildet wird, kommt es oftmals zu Verstößen gegen geltende Schutzgesetze und zu erheblichen qualitativen Mängeln. Dies zeigt der Ausbildungsreport der DGB-Jugend, der in diesem Jahr zum zehnten Mal erscheint. "In den Branchen, die aktuell am Lautesten darüber klagen, keine Auszubildenden zu finden, bestehen die größten qualitativen Mängel", so Florian Haggenmiller, DGB-Bundesjugendsekretär und ergänzt: "Die teils miese Qualität in einzelnen Branchen spricht sich unter den Jugendlichen rum." Betroffen seien vor allem das Hotel- und Gaststättengewerbe und Teile des Handwerks. Zwar ist die große Mehrheit der Auszubildenden (71,5 Prozent) mit ihrer Ausbildung zufrieden, dies kann jedoch nicht über die vielfältigen Mängel in den verschiedenen Bereichen hinweg täuschen: So gaben 38,1 Prozent der Auszubildenden an, regelmäßig Überstunden leisten zu müssen. Nur gut zwei Drittel (67,1 Prozent) verfügen über einen betrieblichen Ausbildungsplan, der die Inhalte zeitlich und sachlich gliedert. Von den Auszubildenden, die ihren Ausbildungsplan gut kennen, verrichtet jedeR Zehnte regelmäßig Tätigkeiten, die nichts mit dem Ausbildungsberuf zu tun haben. "Natürlich gibt es auch eine Vielzahl von Positivbeispielen", so Haggenmiller. "Vor allem Großbetriebe mit eigenen Ausbildungswerkstätten, qualifiziertem Ausbildungspersonal sowie Mitbestimmungsstrukturen wie Betriebs- und Personalräten sowie Jugend- und Auszubildendenvertretungen bieten Ausbildungsbedingungen, mit denen viele Auszubildende überaus zufrieden sind."
Einen besonderen Schwerpunkt legte die DGB-Jugend mit ihrer Studie in diesem Jahr auf Auszubildende mit Migrationshintergrund - mit teils alarmierenden Ergebnissen: so haben junge MigrantInnen größere Schwierigkeiten, einen Ausbildungsplatz zu finden und landen seltener in ihrem Wunschberuf. Zudem sind sie überproportional in Ausbildungsberufen vertreten, die von den Auszubildenden schlechte Bewertungen bekommen. Haben sie dann einen Ausbildungsplatz gefunden, wird mehr als jedeR fünfte Auszubildende mit Migrationshintergrund aufgrund der Herkunft oder Staatsangehörigkeit diskriminiert. Florian Haggenmiller: "Diese Zustände sind für uns untragbar. Wir brauchen eine Reihe von Integrationsmaßnahmen: dazu gehört eine umfassende und individuelle Berufsorientierung, anonymisierte Bewerbungsverfahren, sensible AusbilderInnen, die Diskriminierung erkennen, thematisieren und entsprechend handeln. Nicht zuletzt muss in Schulen und Betrieb die Präventionsarbeit gegen Diskriminierung und Vorurteile vorangebracht werden. Daher unterstützt die DGB-Jugend seit vielen Jahren u.a. das "Netzwerk für Demokratie und Courage"."
Zur Stärkung der Ausbildungsqualität sieht der Koalitionsvertrag der Bundesregierung die Novellierung des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) vor. "Wir begrüßen dieses Vorhaben ausdrücklich und werden daran mitwirken, dass die Ausbildung besser gemacht wird", so Haggenmiller. Wie der Ausbildungsreport zeige, bestehe dringender Handlungsbedarf, den gesetzlichen Rahmen auf die Ausbildungsrealitäten hin anzupassen. "Wir brauchen daher Freistellungs- und Weiterqualifizierungsmöglichkeiten für die AusbilderInnen in den Betrieben sowie eine Modernisierung der Ausbildereignungsverordnung. Zudem muss die Rolle der Berufsbildungsausschüsse bei den Kammern gestärkt werden. Sie müssen mehr Kompetenzen erhalten, damit sie als Qualitätssicherungsorgane in der Berufsbildung funktionieren."
Für den diesjährigen Ausbildungsreport befragte die DGB-Jugend bundesweit 18.627 Auszubildende aus den 25 häufigsten Ausbildungsberufen (laut Bundesinstitut für Berufsbildung). Es wurden Auszubildende aus allen Ausbildungsjahren in Betrieben unterschiedlicher Größe. Somit ergibt sich für die Befragung eine valide und repräsentative Datenbasis. Auch in diesem Jahr wurde die Studie in Zusammenarbeit mit dem Institut für sozialpädagogische Forschung (ism) in Mainz erstellt.

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DGB Ausbildungsreport 2015

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DGB Ausbildungsreport 2015 - Das Wichtigste in Kürze

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Letzte Änderung: 03.09.2015