Unwort des Jahres 2009

Betriebsratsverseucht

20.01.2010 Betriebsratsverseucht

Im Gegensatz zum "Wortschatz" verstehen die Initiatoren (unabhängige Sprachwissenschaftler) unter einem "Unwort des Jahres" sprachliche Missgriffe in der öffentlichen Kommunikation, die sachlich grob unangemessen sind oder gar die Menschenwürde verletzen. Nicht entscheidend ist, wie oft ein Vorschlag gemacht wird. Das Unwort des Jahres davor (2008) hieß "notleidende Banken".

Das Unwort wird von einer unabhängigen Jury von Sprachwissenschaftlern ausgewählt

In einem Bericht der ARD-Sendung "Monitor" am 14.05.09 hatte der Mitarbeiter einer Baumarktkette (laut Focus Bauhaus) geschildert, dass Abteilungsleiter jemanden als "betriebsratsverseucht" bezeichnen, wenn er von einer Filiale mit Betriebsrat in eine Filiale ohne Betriebsrat wechseln wolle. Mit dem Titel "Unwort des Jahres 2009" soll deutlich gemacht werden, dass die Instanz des Betriebsrats weder eine Pest und noch eine Plage ist, sondern die verfasste Arbeitnehmervertretung mit gesetzlich zugestandenen Rechten und Pflichten.

Die Wirtschaft und das Arbeitsleben sollen - wenn es nach dem Willen o.g. Wirtschaftslenker geht - von der demokratischen Gestaltung ausgeschlossen bleiben. Der Einsatz von Betriebsräten für gute Arbeitsbedingungen und für einen fairen Umgang der Unternehmen mit ihren Mitarbeitern wird mit diesem Unwort als Krankheit (Seuche) denunziert. Durch eine antidemokratische Gesinnung, die den Boden für die herabwürdigende Wortwahl von "betriebsratsverseuchten" Filialen und Unternehmen bereitet, soll die Bekämpfung von Betriebsräten unterstützt und gerechtfertigt werden.

Im April 2010 wird bei der SAP AG zum 2. Mal ein Betriebsrat gewählt. Wir hoffen, dass in der SAP-Belegschaft mittlerweile ein Betriebsrat überwiegend als notwendige und für die MitarbeiterInnen hilfreiche Einrichtung angesehen wird.

Letzte Änderung: 16.03.2013