IG Metall befürchtet mehr Leiharbeit

Leiharbeit fair gestalten: ... am 05.09.2009 - auf nach Frankfurt

31.08.2009 Mit fünffachem Anstieg der Leiharbeit rechnet die IG Metall im kommenden wirtschaftlichen Aufschwung. Treffpunkt: In Frankfurt (5. September 2009)

Zwei von drei Leiharbeitnehmern verdienen Niedriglöhne - das muss geändert werden

In einem Interview mit der dpa äußert Detlef Wetzel seine Befürchtungen bezüglich Leiharbeitsarbeitsverhältnissen.

Die dpa schrieb: "Mittelfristig drohe, dass 2,5 Millionen Menschen in schlecht geschützten Leiharbeitsverhältnissen beschäftigt würden, erklärte der Gewerkschaftsvize Detlef Wetzel in Frankfurt.

Mit einer Quote von 67 Prozent sind Leiharbeitnehmer sogar noch häufiger von Niedriglöhnen betroffen als der Durchschnitt der atypisch Beschäftigten. Besonders schlecht bezahlt werden Leiharbeitnehmer in der Altersgruppe unter 25. Von ihnen verdienten 2008 sogar ganze 80 Prozent einen Niedriglohn.

Detlef Wetzel, 2. Vorsitzender der IG Metall

Siehe auch unten in der Linkliste die Aktion: www.gleichearbeit-gleichesgeld.de

Zuletzt war die Zahl der Leiharbeiter in Deutschland auf gut 500 000 zurückgegangen. Detlef Wetzel, 2. Vorsitzender der IG Metall, forderte die Politiker auf, mit verschärften Rahmenbedingungen die Ausweitung der Leiharbeit, die immer mehr auf Kosten der festangestellten Vollzeitbeschäftigten geht, zu verhindern. Wetzel hob hervor, dass ungeschützte prekäre Arbeit kein Leitbild für unsere Gesellschaft sein kann. Erstens, weil die Menschen Perspektiven, Planbarkeit und Sicherheit für ein gutes Leben brauchen. Zweitens wird innovatives und nachhaltiges Wirtschaften nicht durch kurzfristiges Profitdenken gesichert.

Wetzel stellte auch die bundesweit zentral vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) abgeschlossenen Flächentarifverträge mit den Zeitarbeitsverbänden IGZ und BZA infrage.

Zeitarbeit wird zu schlecht bezahlt

Die dort festgeschriebenen Löhne seien zu niedrig, so dass die IG Metall auf die Idee kommen könne, die Leiharbeit in ihren eigenen Tarifverträgen zu behandeln. Erste Beispiele hierfür gäbe es bereits in der Textilwirtschaft und bei Volkswagen. Er fordere die übrigen DGB-Gewerkschaften zu einer Diskussion auf.

Von der Politik verlangte die Gewerkschaft, den Grundsatz "Gleiches Geld für gleiche Arbeit" durchzusetzen.

Die IG Metall wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass nach Zahlen der Bundesarbeitsagentur jeder achte Vollzeit-Leiharbeiter zusätzlich sein Einkommen mit Arbeitslosengeld II aufstocken müsse. Das darf man nicht tatenlos hinnehmen. Arbeitnehmer dürften künftig höchstens für sechs Monate "überlassen" werden und die Betriebsräte müssten beim Einsatz von Leiharbeitskräften stärker mitbestimmen können, forderte Wetzel. Zudem müsse wieder verboten werden, dass Leiharbeiter nur für einen Ausleihjob eingestellt und dann wieder entlassen werden können. "Wir fordern, dass eine Verbesserung der Wirtschaftslage mit dem Aufbau regulärer Beschäftigung einher gehen muss."

Falsche Einschätzung der Leiharbeit

Was uns bevorsteht bei niedriger Wahlbeteiligung

Massive Kritik richtete Wetzel gegen CDU und FDP. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) müsse sich dieser gesellschaftlich wichtigen Frage stellen. Im Bundeswirtschaftsministerium werde die Leiharbeit immer noch fälschlicherweise als Brücke in den Arbeitsmarkt bezeichnet. CDU und FDP hätten in den vergangenen Monaten versucht, einen weiteren Missbrauch der Leiharbeit zu ermöglichen. Im SPD-Wahlprogramm finde sich hingegen einiges Positive zum Thema, sagte Wetzel.

Die Gewerkschaft stützt ihre negativen Erwartungen bezüglich der Leiharbeit auf Aussagen von Betriebsräten, auf Zeitarbeitsfirmen und besonders auf eine Studie der gewerkschaftseigenen Otto-Brenner-Stiftung (siehe Linkliste unten). Viele Unternehmen betrachteten es demnach als größten Fehler der Vergangenheit, nicht intensiver auf die Leiharbeit gesetzt zu haben, sagte Wetzel. "Die Unternehmen haben gesehen, wie leicht man sich von Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen trennen kann." Es bestehe daher die Gefahr, dass Stammbelegschaften immer mehr durch schlecht bezahlte Leiharbeiter ersetzt würden."

Quelle: dpa ce yyhe z2 uw 19.8.09, 13.09 Uhr

Letzte Änderung: 21.03.2013