Aufbegehren ist gesünder

Knut Becker - Der Gegenpol

30.07.2009 Wie es wohl unseren KollegInnen gehen mag, gesundheitlich und überhaupt, wenn ihnen sogar ihr Betriebsrat vormacht, dass man nachgeben muss in diesen Zeiten? Fragt Knut Becker, s. u. Linkliste

"Natürlich ist Aufbegehren gesünder. Menschen, die sich stark engagieren, über Streiks, Betriebsbesetzungen, kollektiven Widerstand, leiden selbst unter Stress seltener an Burn-out und Erschöpfung. Gerade die Gewerkschaften versuchen ja auch, eine betriebliche Solidarität aufzubauen."

Zitat:
Peter G. Richter, emeritierter Professor für Wirtschaftspsychologie, zuletzt an der TU Dresden (Institut für Arbeits-, Organisations- und Sozialpsychologie Dresden)

Dazu ein Kommentar von Knut Becker

Dieser Satz, aus dem Interview Richters in der Frankfurter Rundschau entnommen, kann seinem Sinn nach Programm für die Grundhaltung und die Politik einer jeden Interessenvertretung sein.

Zwar sind Streiks nicht das vorgegebene Werkzeug eines Betriebsrats. Hier gelangen wir in den Bereich gewerkschaftlichen Handelns. Beim Betriebsrat geht es um viel einfacher zu praktizierende Handlungen:

  • Ohne Angst das zu tun, was als Aufgabe des Betriebsrats sowieso im Gesetz steht, nämlich - gerade in der Krise - die Rechte der Belegschaft zu sichern.
  • Die Belegschaft so in den Widerstand gegen den Abbau ihrer Rechte einzubeziehen, dass sie nicht aus lauter Unsicherheit und Uninformiertheit zu einer auf alles verzichtenden, angstgetriebenen Masse wird.
  • Der Arbeitgeberin zeigen, dass auf Rechte des Betriebsrats und der Belegschaft nie verzichtet wird - schon gar nicht in Krisenzeiten, denn da sind diese Rechte ja besonders wichtig.
  • Blanke Erpressung ("verzichten, sonst gehen wir mit unserem Betrieb auf den Mond oder sonst wohin") als das behandeln, was es ist, nämlich als eine Straftat gegen den Betriebsrat.
  • Die gesetzlich ohnehin vorgeschriebenen Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft verstärken, statt im eigenen Saft zu schmoren.

Wenn wir uns stattdessen ducken, so hat das laut Prof. Richter auch "bevor was passiert" schon mittelbare gesundheitliche Folgen:

Artikel aus der Frankfurter Rundschau siehe Linkliste

Zitat Peter G. Richter: "Symptome werden bereits durch die Angst vor der Arbeitslosigkeit ausgelöst. Das Ganze beginnt meistens mit Zeichen emotionaler Verunsicherung wie Schlafstörungen, mit psychosomatischen Beschwerden im Magen-, Darm- und Herzbereich, mit Rückenschmerzen. Das sind die typischen Projektionszonen einer gekränkten Seele, aus der Krankheit werden kann."

Dieser Kommentar zu einem aktuellen Artikel in der Frankfurter Rundschau (s. u.) ist mit freundlicher Genehmigung von Knut Becker (Bild oben) dem Heft 33 des Verlages "DER GEGENPOL" entnommen, siehe ebenfalls unten in der Linkliste.

Letzte Änderung: 16.03.2013