Mit Betriebsrat wäre das nicht passiert

Globalisierung ... und weg ist sie, die Sicherheit

22.11.2006 SAS EMEA Mitarbeiter werden ohne Sozialplanabfindungen gehen (müssen)

Zunächst wurde verkündet, dass sie einen neuen Chef bekommen, die 240 - 260 MitarbeiterInnen von SAS EMEA (Europe, Middle East and Africa). Dann wurde (plötzlich und unerwartet) bekannt, dass die Niederlassung in Heidelberg aufgelöst wird. "Inzwischen sind die Ländergesellschaften gewachsen und können zu grossen Teilen autark agieren." lässt am 14.11.2006 Mikael Hagström, neuer Execu­tive Vice President of EMEA and Asia Pacific Operations bei SAS die MitarbeiterInnen wissen. Und SAS Gründer und CEO Jim Goodnight, der im letzten Jahr noch davon sprach in Deutschland 60 neue Stellen zu schaffen, hat die Entlassungen mit einem Dank an die Mitarbeiter in der bisherigen EMEA-Verwaltung in Heidelberg quittiert.

Folge: Alle MitarbeiterInnen müssen sich nach etwas Neuem, also nach einem anderen Arbeitsplatz oder sogar nach einem anderen Arbeitgeber umsehen, da die bisherigen Aufgaben entweder von USA aus oder von den entsprechenden Länderniederlassungen aus (in Europa, im mittleren Osten oder in Afrika) erledigt werden sollen. Der bisherige Arbeitsplatz ist also definitiv weg! Das Gebäude im Zentrum Heidelbergs, in dem die EMEA-Verwaltung angesiedelt ist, bleibt im Besitz von SAS, heißt es. Na, wenn das für die MitarbeiterInnen ein Trost ist ...

Interessenausgleich und Sozialplan . . .
In einem Betrieb mit einem gewählten und aktiven Betriebsrat würden unverzüglich Verhandlungen eingeleitet über einen Interessenausgleich : Thema "Welche Arbeitsplätze können erhalten bleiben, bzw. können EMEA-MitarbeiterInnen in der SAS Deutschland untergebracht werden" sowie über einen Sozialplan : Thema "Wie können die entstehenden (wirtschaftlichen) Nachteile abgemildert werden." Der Betriebsrat kann einen Sozialplan auch per Einigungsstelle erzwingen!

. . . oder jeder wurstelt alleine herum
Statt dieser schützenden und Sicherheit schaffenden Betriebsratsmaßnahme kann bei SAS EMEA einfach eine Massenentlassungsanzeige bei der Bundesanstalt für Arbeit abgegeben werden. Die EMEA-MitarbeiterInnen können bestenfalls in Einzelverhandlungen versuchen, dass sie an einen anderen SAS-Standort übernommen werden und/oder dass ihnen bei Verlust ihres Arbeitsplatzes die entstehenden (wirtschaftlichen) Nachteile teilweise ausgeglichen werden. Diejenigen, an denen das Unternehmen nicht mehr interessiert ist, können jetzt sang- und klanglos gehen.

Wo bleibt der SAS-Betriebsrat?
SAS Deutschland hatte vor fast 2 Jahren einen Betriebsrat gewählt, mit Hilfe des Arbeitsgerichts und Unterstützung der Gewerkschaft! Ja, aber eben nur der Betrieb SAS Deutschland. Der Gegenwind von der Geschäftsleitung war beträchtlich. Daher hatten Kollegen und Kolleginnen von SAS EMEA Bedenken, dass mit der Wahl eines Betriebsrats ihre Einheit verlagert werden könnte. Nun wird sie sogar geschlossen, und das ganz ohne Betriebsrat!

Was hat das mit der SAP zu tun?
Dies sollte der Belegschaft zu denken geben. Auch und gerade z.B. denen, die immer noch meinen, bei der SAP hätte man eigentlich doch gar keinen Betriebsrat gebraucht, denn SAP geht's gut. Ja, SAP schon, aber wenn's den Mitarbeitern nicht gut geht, wer hilft dann?

Deshalb : In Betrieben mit mindestens 5 ständigen (wahlberechtigten) Arbeitnehmern wird ein Betriebsrat gewählt, so steht's im Gesetz. Aber 3 ArbeitnehmerInnen müssen den Mut (die Einsicht und die Fähigkeit) haben, eine Betriebsversammlung einzuberufen, um einen Wahlvostand wählen zu lassen. Ggf. brauchen sie auch den Mut, das Arbeitsgericht anzurufen, um einen Wahlvorstand zu gründen. Wie man zu einem Betriebsrat kommt und wie dieser seine umfangreiche Arbeit mit guten Kenntnissen und betriebsbezogenem Einfallsreichtum bewältigen kann, dass erklären wir gerne: Die IG Metall hilft, Anruf genügt (siehe ÜBER UNS). Gerade derzeit betreuen wir wieder Mal zwei solcher BR-Gründungen im Betreuungsbereich der Heidelberger IG Metall.

Letzte Änderung: 21.03.2013